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zugetraut, daß er dichtet, ich sage Erzählungen dichtet, die
den Stempel des unverkennbaren Talents an sich tragen?
Werfen Sie gefsstüost einen Blick in diese Manuskripte und
erwerben Sie der Dank der Literatur, wenn sie sich
eines jungen, streb“ nen Dichters annehmen.“
Der Verlegen nach seinem Pincenez und vertiefte
sich in die ersten ätter. „Nicht übel“, meinte er.
„Nicht wahr, sehr geehrter Herr Rentel? Es gereicht
mir zur besonderen Ehre, dieses Talent entdeckt zu haben.“
„Herr Doktor Fisch, vergessen Sie Ihre Arbeit nicht.
Also mitdem sapitel, — das machen Sie so, verstehen Sie?
Der roße Shakespearekenner verschwand demütig.
„Schwarz, kommen Sie mal her.“
Oskar trat Nopfenden Herzens näher. Herr Werner
Rentel begann sofort, sich des jungen Dichters anzunehmen,
indem er sich in folgender wohlmeinender Rede erging: „Es
freut mich ungemein, mein lieber Herr Schwarz (er konnte
jetzt Herr Schwarz sagen), in Ihnen plötzlich etwas anderes
zu entdecken, als ich geahnt hatte. Verstehen Sie? Sie
waren zu bescheiden, um sich hervorzudrängen, das freut
mich doppelt. Bescheidenheit ist immer vom echten Talent
unzertrennbar. Sie haben Erzählungen geschrieben, Sie
wollen ein großer Dichter werden, hm — das ist alles sehr
schön, verstehen Sie? Sehr brav, aber um ein großer
Dichter zu werden, dazu gehört mehr als das bloße Talent.
Sie müssen erst Rouline bekommen, verstehen Sie? Es
ist ja sehr schön, was Sie da geschrieben haben, aber es fehlt
der Schliff, verstehen Sie? Der kommt eben durch die
Routine. Sie müssen erst viel geschrieben haben. Ich möchte
Ihnen einen Vorschlag machen, Sie sind noch jung —.“
Herr Werner Rentel machte hier wider seine Gewohn—⸗
heit mitten im Satze eine Pause, als hielten ihn plötzliche
Gewissensbisse davon zurück, die folgenden Worte auszu⸗
sprechen, die über das zukünftige Schicksal eines Menschen
entscheiden sollten. Er räusperte sich; dann begann er
wieder würdevoll, wie ein Mann, der da weiß, daß die
Augen seines Zuhörers an seinen Lippen hängen: „Sie sind