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flackerte die alte Liebe zu Magda jähempor und beherrschte
ihn mit ihrer süßen Erinnerung wieder ganz und voll. —
Er ergriff seinen Hut und stürzte hinaus, um die Stra⸗
ßen zu durchirren. Er ging zur selben Zeit dorthin, wo
Leonhard Magda getroffen hatte, in der Meinung, er müsse
ihr auch begegnen. Wer hatte jetzt das Glück, von ihr beim
Vornamen genannt und geliebt zu werden? Er hätte ihn
erdrosseln können. Und nach Stunden kehrte er mit vollem
Herzen zurück nach Hause und griff zu Papier und Feder,
um das aufgeregte Gemüt beim Vergessen der gemeinen
Welt zu beruhigen.
Nach wie vor war er mit Fleiß im Kontor des Herrn
Werner Rentel tätig, als er eines Tages die nähere Be—
kanntschaft Dagobert Fischs machte. Der Exphilologe pflegt
sich bereits des Morgens einzustellen, wenn der Chef des
Hauses noch nicht anwesend war. Mit der Zeit fühlte Oskar
für den großen Volksschriftsteller mehr Mitleid als Abscheu.
Das war seit dem Tage, an dem er Gelegenheit fand, sich
von der großen Gelehrsamkeit Doktor Fischs zu überzeugen.
Er benutzte die Frühstückspause dazu, sich in Shakespeare
zu vertiefen, von dem er beständig einen Band in seiner
Schublade bewahrte. Er las Hamlet, trotzdem er ihn fast
im Kopfe hatte. Herr Dagobert Fisch trat hinzu und über—
zeugte sich von der Lektüre. Alsbald begann er, inspiriert
vom Morgen-Alkohol, einen klassischen Vortrag über
Shakespeare im allgemeinen und Hamlet im speziellen
zu halten, der Schwarz sehr interessierte.
„Wissen Sie, wer Hamlet allein verstanden hat? Ich.
Ja, Dagobert Fisch hat dies größte aller Trauerspiele allein
verstanden. Der Dänenprinz bin ich. Sehen Sie mich nur
an, Sie halten mich für verrückt, nicht wahr? Sprechen
Sie das Ja aus, dann haben Sie mich verstanden und ich
behalte recht.“
Oskar Schwarz war allerdings nahe daran, ihn im
Augenblick für nicht recht bei Sinnen zu halten.
Der geschätzte Romanfabrikant fuhr abermals fort:
„Hamlet ist die größte Komödie des eingebildeten Irr⸗