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Dreizehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

2909 — 
allen Autodidakten überwog das Drängen nach grandiosen 
Bildern das künstlerische Maß und Ziel. Die Sprache des 
Herzens und der Leidenschaft vermochte mit der Sprache 
der Vernunft nicht zu rechnen. Die elementare Gewalt 
tobte gegen die Grenzen der künstlerischen Form und zer— 
sprengte sie rücksichtslos. Aber die Glut floß so heiß und 
berauschend, daß sie in ihrem versengenden Strom alles 
mit sich fortriß und wie ein Sturmwind an dem Innersten 
der Menschen rüttelte. Oskar war eine arme, bedauerns— 
werte Seele; er war ein schwankes Rohr auf einsamer Flur. 
Setze die schönste Blume auf dürren Boden, sie wird ver— 
welken, vergehen. Die Grausamkeit des Lebens hatte hier 
einen Sohn der Armen mit herrlichen Gaben ausgerüstet, 
ohne ihm die Mittel zu geben, diese Gaben geläutert ver⸗ 
werten zu können. Bei solchen Naturen, die das Bewußt⸗ 
sein haben, etwas leisten zu üünnen und ewig die Kette 
fühlen, die an ihren Füßen tritt frühzeitig innere 
Unzufriedenheit ein, die sie launse) und mürrisch, am Ende 
zu Stimme:gsmenschen mear' die den Übergang vom 
Lachen Bcinen in finden. Ziellos blicken 
sie ins Leben, uUnd an Si cusdauernder Arbeit tritt das 
Stückwerk augent““cher Eingelang. 
Oskar Schware kannt. — nen Dichter, zu dem er 
als höchstem Ecu cemnter. as war Shakespeare. 
In ihn 64. 8 vor — inen abgegriffenen 
Werken, di ü, die einzige 
Anregung: »o»en Plener cpfe: .. 
Um dich war ef als er der Er errf zu einer 
Tragödie „Die Tlatschalde berann. Vin die sinkende 
Nacht saß er am Tisch neben sciner arbekenden Mutter 
schrieb und starrte abwechselnd in das Lirht der Lampe, 
durch das er in die entlegene Welrin Gedanken blickte. 
Und während die Mutter Stich c25* Stich machte, glitt 
eine Feder schnell über das Papict. Dann hieß es wohl 
öfters: „Oskar, geh ins Bett, du bist müde,“ er aber hörte 
nicht, sondern bezwang sich. Am Ende kochte die Mutter 
noch Kaffee, und das hielt beide wach. Und wenn sie stumm
	        
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