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Kesselschmied ihrer ansichtig wurde. Er staunte sie einen
Augenblick groß an und eilte ihr nach.
„Fräulein Rosa!“ rief er ganz laut, „Fräulein Rosa — !“
Als er sie dann am Arme eines Herrn sah, mäßigte er seine
Schritte und ging den beiden langsam nach.
Magda hatte sich umgedreht und war vor ein Schau—⸗
fenster getreten. Rollerfelde war wieder an ihrer Seite.
„Wollen wir nicht noch einmal zurückgehen ?“ begann
sie. „Es promeniert sich hier so schön. Meine Freundin er—
wartet uns an der anderen Seite.“
Herr von Rollerfelde schloß daraus, daß man seine Ge—
sellschaft äußerst angenehm finde, und stimmte zu. „Werden
uns vortrefflich amüsieren, meine Liebe. (Er wurde be—
reits dreister). Schon in American gewesen, Fräulein?
Magda überhörte diese Frage abermals. Ihre Gedan—
ken waren nur bei ihrem Vater. Plötzlich bekam sie einen
seltsamen Einfall. „Herr von Rollerfelde,“ begann sie mit
erzwungenem Lächeln, „ich hätte einen kleinen Wunsch.“
„Fräulein dürfen befehlen.“
„Wissen Sie, ich möchte gern einen von den hölzernen
Vögeln haben. Wollen Sie mir einen kaufen?“
„Hä, hä — famoser Einfall,“ brachte er enttäuscht hervor.
„Allen Ernstes,“ fuhr Magda fort, „ich möchte von
Ihnen zum heutigen Abend gern ein Andenken haben.
Wir werden uns doch öfters sehen, nicht wahr?“
„Würde mich sehr glücklich schätzen, Fräulein.“
„Also kaufen Sie mir so einen Vogel, bitte, — aber
unter der Bedingung, daß sie ihn mit zehn Mark bezahlen
— mir zur Liebe.“
Als sie ihren rechten Arm jetzt dicht mit dem linken
Rollerfeldes in Verbindung brachte, wurden ihr die letzten
Worte schwer; aber sie hatte bereits gesiegt. Dem jungen
Manne schwebte eines jener pikanten Abenteuer vor, die
sich bis zum frühen Morgen auszudehnen pflegen. Er
drehte sich um und trat auf einen vorbeigehenden Dienst⸗
mann zu. „Hören Sie mal —.“ Er folgte ihm, und Magda
schlich mehr, als sie ging, ihnen durch die Menge nach.