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Elftes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

288 — 
Magda wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie 
tat, als hätte sie die Frage überhört, und blieb vor den 
Schaufenstern des Panoptikums stehen, um sich die Wachs⸗ 
figuren zu betrachten. 
„Das ist Thiers, Präsident der französischen Republik,“ 
erläuterte er, nachdem er einen Blick auf die hinter dem 
Glase hängende Bezeichnungstafel geworfen hatte. 
Sie gingen weiter. „Wohnen bei Ihren Eltern, wenn 
man fragen darf, mein Fräulein?“ setzte er seine Unter— 
haltung fort. 
„Nein, ich wohne allein bei fremden Leuten,“ erwiderte 
Magda jetzt etwas beklommen. 
Rosa und von dem Bache waren stehen geblieben und 
erwarteten sie. 
„Du,“ sagte der letztere, „wir wollen nach dem Ame— 
rican⸗Theater fahren. Bist du damit einverstanden ? 
Famose Idee.“ 
Rosa war indessen an Magdas Seite getreten. „Wir 
sitzen in der Loge, paß auf, du wirst dich vortrefflich amü—⸗ 
sieren.“ 
Sie waren jetzt beim Ausgang nach den Linden ange— 
langt. Rollerfelde ging wieder neben Magda. 
„Schnurrige Dinger da, diese hölzernen Vögel, haben 
Sie schon gesehen? Das ganze Ding einen Groschen, kaum 
glaublich, — saure Arbeit das. Kerl macht aber Geschäfte.“ 
Er wies auf einen Mann, der, an die Wand gedrückt, in 
der Kleidung eines Arbeiters den Vorübergehenden mit 
halblauter Stimme seine Ware anpries. 
Magda verlor alles Blut aus dem Gesicht, ein ent⸗ 
setzlicher Schreck durchbebte von oben bis unten ihre Glieder. 
Sie hatte ihren Vater erblickt. Im Augenblick empfand sie 
nur das eine: daß in der nächsten Minute Merk sich auf sie 
stürzen müsse, um vor aller Welt die Hand zum schlagen 
zu erheben. Aber er sah seine Tochter nicht. Er beschäftigte 
sich mit seinen Vögeln und nestelte einen derselben von dem 
Stück Holz los, an dem er sie befestigt hatte. 
Magdas Augen ruhten noch immer auf ihm. Sie wollte
	        
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