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es nur möglich? Sie lachte und scherzte nach wie vor
und tat auch so, als wäre sie noch dos reine Kind früherer
Tage.
Flora wußte nicht mehr, wie sie sich in diesem Falle
Magda und der Mutter gegenüber verhalten sollte.
Wenn sie Ida von ihren Beobachtungen erzählte, brach
sie einer Mutter das Herz. Sie sagte also gar nichts, zitterte
aber vor der Stunde, wo Ida die Augen aufgehen mußten.
Acht Tage darauf, an einem Sonntag Nachmittag, ging
Magda nach der Stadt, um sich für ihren Verdienst einen
neuen Strohhut zu kaufen. Es war bereits Sommer. Mit
ihrem Paket im Arm geriet sie in die Nähe des Haus—
voigteiplatzes. Plötzlich hörte sie hinter sich ihren Namen
rufen.
Es war Rosa, die sie mit aller Freundlichkeit begrüßte.
„Wie geht's denn, meine liebe, gute Magda? O, wie ich
mich freue, dich einmal ganz allein hier in der Stadt zu
treffen. Wie nett du jetzt gekleidet gehst! Du bist in einer
Blumenfabrik und verdienst schon schönes Geld? Was
macht deine Mutter, was machen die alten Bekannten da
draußen? Meine liebe, gute Magda!“
Sie legte ihren Arm sofort in den Magdas und schien
sich wirklich königlich zu freuen, eine alte Freundin getroffen
zu haben. „Du hast Einkäufe gemacht ?“ fuhr sie in einem
Atem fort. „Man sieht also, daß du schon schaffen kannst.
Das ist hübsch....Du bist mir doch nicht bbse? Wenn
wir uns auch manchmal gezankt haben und auf einander
neidisch waren, das ist doch schon längst vergessen, nicht
wahr, liebe Magda ?“
Merks Tochter konnte dieser Flut von Freundlichkeiten
nicht widerstehen, zumal bei dem lachenden Sonnenschein,
der sie umgab und wie zur Versöhnung winkte. Nach drei
Minuten bereits plauderte sie mit Rosa so lustig, als ginge
sie an der Seite ihrer liebsten Freundin.
„Weißt du was ? sagte Jakobs Tochter, „ietzt begleitest
du mich nach meiner Wohnung; ich werde dir die Ge—
schenke von meinem Schatz zeigen.“ Sie ließ Magda gar