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durch ihre Feder durchaus in keinem Verhältnis stand. Es
war also nicht zu verwundern, wenn das Ehepaar Joachims⸗
thal eines Tages zu der Uberzeugung kam, daß irgend etwas
geschehen müsse, um den voraussichtlich zivilgerichtlichen
Unannehmlichkeiten, in denen das Pfändungsobjekt eine
Rolle spielt, bei Zeiten vorzubeugen.
Der edle Joachimsthal hatte zwar vorerst an seinen
„lieben, freigebigen Hausfreund“ gedacht und seiner Ansicht
über gewisse heikle Dinge seiner verehrten Selma gegen—
über unverhohlen Ausdruck gegeben, aber es muß abermals
zur Entlastung des Schuldbewußtseins der berühmten
Schriftstellerin angeführt werden, daß sie mit Entrüstung
ein derartiges Ansinnen zurückwies. Joachim hatte nichts
weiter erreicht, als abermals in der Achtung seiner liebe⸗
bedürftigen Gattin um ein Erkleckliches zu sinken.
Die weitere Tatsache, daß man dem Hauswirte Herrn
Werner Rentel bereits die Miete für ein halbes Jahr
schuldete, hatte eine für beide Teile erfreuliche Geschäfts—
oerbindung einleiten lassen, die heute befestigt werden sollte.
Blankes Geld lachte, — die bedeutende Schriftstellerin
entschloß sich also, der Muse ein Opfer zu bringen, und
faßte den Plan zu „Magdalena, oder ein gebrochenes
Frauenherz, oder die Nachtfalter von Berlin“. Und so
wurde aus der von wohlmeinenden Rezensenten so oft ge—
priesenen Novellistin Selma Joachimsthal der „allbekannte“
Autor Henry Graf von Palmaria, der sich würdig dem
Baron Konradin von Werdenfelsen an die Seite stellte.
Herr Werner Rentel durchflog den Prospekt und war
—
artigen Einfällen Frau Selmas.
„Machen Sie Ihrer Frau Gemahlin mein Kompliment,
mein lieber Herr Doktor, mein aufrichtiges Kompliment, —
verstehen Sie ?“
Joachim Joachimsthal wurde tief gerührt. Am liebsten
hätte er seinen Gefühlen dem Verleger gegenüber folgender—
maßen Ausdruck verleihen mögen: ... „Geehrter Herr
Rentel. — Sie werden aus der Feder meiner Gattin ein
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