Path:
Zehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

259 — 
durch ihre Feder durchaus in keinem Verhältnis stand. Es 
war also nicht zu verwundern, wenn das Ehepaar Joachims⸗ 
thal eines Tages zu der Uberzeugung kam, daß irgend etwas 
geschehen müsse, um den voraussichtlich zivilgerichtlichen 
Unannehmlichkeiten, in denen das Pfändungsobjekt eine 
Rolle spielt, bei Zeiten vorzubeugen. 
Der edle Joachimsthal hatte zwar vorerst an seinen 
„lieben, freigebigen Hausfreund“ gedacht und seiner Ansicht 
über gewisse heikle Dinge seiner verehrten Selma gegen— 
über unverhohlen Ausdruck gegeben, aber es muß abermals 
zur Entlastung des Schuldbewußtseins der berühmten 
Schriftstellerin angeführt werden, daß sie mit Entrüstung 
ein derartiges Ansinnen zurückwies. Joachim hatte nichts 
weiter erreicht, als abermals in der Achtung seiner liebe⸗ 
bedürftigen Gattin um ein Erkleckliches zu sinken. 
Die weitere Tatsache, daß man dem Hauswirte Herrn 
Werner Rentel bereits die Miete für ein halbes Jahr 
schuldete, hatte eine für beide Teile erfreuliche Geschäfts— 
oerbindung einleiten lassen, die heute befestigt werden sollte. 
Blankes Geld lachte, — die bedeutende Schriftstellerin 
entschloß sich also, der Muse ein Opfer zu bringen, und 
faßte den Plan zu „Magdalena, oder ein gebrochenes 
Frauenherz, oder die Nachtfalter von Berlin“. Und so 
wurde aus der von wohlmeinenden Rezensenten so oft ge— 
priesenen Novellistin Selma Joachimsthal der „allbekannte“ 
Autor Henry Graf von Palmaria, der sich würdig dem 
Baron Konradin von Werdenfelsen an die Seite stellte. 
Herr Werner Rentel durchflog den Prospekt und war 
— 
artigen Einfällen Frau Selmas. 
„Machen Sie Ihrer Frau Gemahlin mein Kompliment, 
mein lieber Herr Doktor, mein aufrichtiges Kompliment, — 
verstehen Sie ?“ 
Joachim Joachimsthal wurde tief gerührt. Am liebsten 
hätte er seinen Gefühlen dem Verleger gegenüber folgender— 
maßen Ausdruck verleihen mögen: ... „Geehrter Herr 
Rentel. — Sie werden aus der Feder meiner Gattin ein 
7:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.