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Zehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

256 — 
wichtiges Geschäft miteinander abwickeln zu wollen, denn 
Herr Rentel schloß sofort die Tür, die nach dem Expeditions⸗ 
kontor führte. Unser Freund schien nicht gefährlich, denn 
man störte ihn nicht in seiner emsigen Arbeit. Der große 
Verleger und der große Journalist sprachen sehr leise mit— 
einander, aber Schwarz vernahm doch, um was der Handel 
sich drehte. Es kam ihm dabei zu statten, daß der berühmte 
Korrespondent verschiedener auswärtiger Zeitungen nicht 
gut längere Zeit auf einem und demselben Fleck vor dem 
Pult zu stehen vermochte, sondern nach seiner Gewohnheit, 
unterdrückt ächzend und immer Neigung zum Wanken zur 
Schau tragend, schwerfällig, mit den Händen auf dem 
Rücken auf und ab ging. 
„Nun, mein lieber Herr Doktor Joachimsthal, wie 
steht's mit unserer Geschichte ?“ 
Joachim Joachimsthal stöhnte erst und beschäftigte sich 
mit einigen lose auf dem Pulte umherliegenden Blättern 
Papier, da die Enge hinter dem Schreibtisch es nicht gut 
zugelassen haben würde, die Knöpfe an Herrn Werner 
Rentels Rock zu zählen. Dann brachte er mit seiner knurren— 
den Stimme hervor: „Meine Frau hat einen Plan gemacht, 
es hat Mühe gekostet — die Verwickelung, um wirklich 
etwas Großes, Originelles zu schaffen — die Spannung zu 
erwecken — die Leser zu gewinnen, ich sage Ihnen —; aber 
es ist ihr ausgezeichnet gelungen, Sie werden überrascht sein. 
Hier —.“ Er wühlte erst eine ganze Minute in seiner un— 
ergründlichen Tasche, suchte unter zahllosen Papieren, und 
—— 
Herr Werner Rentel las halblaut: „Magdalena, oder 
ein gebrochenes Frauenherz, oder die Nachtfalter von 
Berlin. Großer Original⸗Sensations-Roman von Henry 
Graf von Palmaria. Nach wirklich passierten Begeben— 
heiten dem Volke erzählt.“ Der Verleger nickte woblge— 
fällig. „Hm, — der Titel ist vorzüglich.“ 
Und währenddessen hatte sich Doktor Joachim Joachims⸗ 
thal wieder auf das Pult gestützt und blickte prüfend auf 
seinen Hauswirt.
	        
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