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Nur auf diese gewaltsame Art und Weise wußte der
behäbige Herr Rentel seinem Geschäfte diesen vorzüglichen
Mitarbeiter zu erhalten, alldieweil es eine schlecht ange—
brachte Humanität gewesen wäre, jemand Honorarvor—
schüsse zu geben, der die Charakterschwäche besaß, keine
Zeile ungezwungen zur Beglückung des Volkes auf das
Konzeptpapier zu werfen.
Man hatte also einen Kompromiß geschlossen. Dagobert
Fisch erhielt täglich drei Mark Abschlagszahlung, dafür
mußte er sich verpflichten, in einem kleinen Nebengemach
des großen Kontors während sechs Stunden hinter um—
gedrehten Türschlüsseln der Tugend nach unzähligen Brand⸗
stiftungen, Morden und Schändungen zum endlichen Siege
zu verhelfen.
O, er tat es ganz vortrefflich in der Gesellschaft seiner
Freundin, der unentbehrlichen Ratgeberin seines Lebens:
der kleinen, grünangehauchten Flasche, deren Füllung ihm
nur einmal bei seiner Berufstätigkeit gestattet wurde. Schon
aus dem Prospekt, der zu gleicher Zeit mit dem Titel jedes
seiner Werke entstand, ging der vollendete Schwung seiner
Sprache hervor. Ehe man einen Kolportage-Roman
schreibt, erfindet man einen Prospekt, das ist ganz natürlich.
Das ist eine Appellation an die Rührseligkeit der Menge,
die niemals ihre Wirkung verfehlt.
Da hieß es denn: „Aus den niedrigsten Höhlen des
Lasters führt uns der Verfasser durch alle Gesellschafts—
klassen bis zu den Stufen des Thrones und stellt einen
verzweifelten Kampf um Glück und Liebe, Gold und Blut
vor unsere Augen..... Wir sehen, wie das Weib eines
braven Mannes im modernen Babel an der Spree heim—
lich den Gatten verläßt, um, zur Buhldirne herabgesunken,
von ihren aristokratischen Freunden auf die merkwürdige
Laufbahn einer diplomatischen Sirene geführt zu werden..
In dem düsteren Nachtbilde der Heldin Alexandra finden
wir eine äußerst charakteristische Zeichnung menschlicher
Schwächen und Wandlungen. Von Verbrechen eilt sie zu
Verbrechen, und als endlich der Götterfunken der Liebe ihr