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freund erblickt, der aus inniger Liebe zur Muse die Opfer in
Gestalt von Papier und Druckerschwärze bringt: ganz abge⸗
sehen vom Honorar, dessen Forderung man wie eine Be⸗—
leidigung des angeregten Menschenfreundes und eine Ver—
höhnung des eigenen Ichs auffassen würde.
Aber das Leben ist eine Kette von Grausamkeiten, deren
Druck man mit den Jahren fühlt und in der die leidige
Gewohnheit dasjenige Glied bildet, das den ÜUbergang von
der phantastischen Vorstellung zur gemeinen Alltäglichkeit
bildet. Mit der Zeit passiert es denn, daß der besagte geld⸗
verachtende Dichter ein ganz praktischer Mensch wird und
im allgemeinen jetzt in dem Worte Verlagsbuchhandlung
die Bedeutung eines Warenhauses erblickt, in dem die hoch⸗
gepriesene Muse zur melkenden Kuh degradiert wird.
Etwas von dieser Prosa des Lebens geht dann auch auf
ihn über: er wird ein höchst vernünftiger und verständiger
Mann, der da weiß, wie geduldig das Papier ist und daß
gleich dem Verleger der Dichter ebenso wenig vom Nektar
und Ambrosia leben kann. Am Ende tröstet er sich mit
Heinrich Heine, der so ausgezeichnete unsterbliche Verse
gemacht hat und doch noch nebenbei Zeit genug hatte,
vortreffliche satirische Außerungen zu tun, die trotz allen
prosaischen Beigeschmackes ewig für die Wahrhaftigkeit
sprechen werden, wie etwa folgende: „Wenn zwei Dienst⸗
mädchen im gesegneten Deutschland zusammentreffen,
sprechen sie von ihrer Herrschaft, und wird zwei Schrift-
stellern dasselbe Vergnügen zuteil, so räsonnieren sie auf
ihre Verleger.“
Wer sollte sich nach diesen Betrachtungen nicht in die
Phantasie Oskars hineinzudenken vermögen, — in jene
Phantasie eines himmelstürmenden Poeten, die beim An⸗
blick von gedruckter Makulatur schon den weitesten Spiel—
raum gewinnt und in dem eigentümlichen Geruch von
frischer Druckerschwärze und noch halbfeuchtem Papier
stetig neue Nahrung bekommt.
Unser Freund wurde nur insofern in seinen Illusionen
geftört, als er im Verlaufe weiterer acht Tage eine Art