243 —
In diesem „mein Schatz“ lag die ganze Grausamkeit,
durch die sie sich wieder für den verlorenen Nachmittag ent⸗
schädigte. Das war der Schlag für die Ohrfeige von damals.
Sie bemerkte, wie der Gesichtsausdruck des Kesselschmieds
ein anderer wurde, wie seine fürchterliche Wut, die sie be—
reits einmal an ihm kennen gelernt hatte, ihn zu beherrschen
suchte.
„Rosa —.“
„Nun —? Was ist denn?“
„Sie wissen am besten, was ich sagen will.“
Völlig teilnahmslos blickte sie ihn an. „Ich wüßte
nicht, was. Sie sollen mich los lassen! Die Leute werden
schon aufmerksam.“
Er hatte abermals ihre Hand ergriffen, aber er hielt
sie diesmal eisern. Und seine ganze Leidenschaft zu diesem
Mädchen machte sich in den Worten Luft: „Rosa, wer es
auch sein mag, aber ich erwürge ihn, wenn ich ihn jemals
an Ihrer Seite sehen sollte, oder ich schlage ihn nieder wie
einen Hund. Sie verstehen — ich kann nicht anders !
Sie lachte wie gewöhnlich kurz und spöttisch. Dann be—
ruhigte sie ihn. Sie wollte das Spiel nicht ganz verderben.
„Aber wer wird gleich so sein! Sie müssen hübsch ruhig
bleiben; mit Gewalt erreicht man nie etwas bei einem
Mädchen.“
Und plötzlich wurde er merkwürdig weich. Diese Worte
hatten seine Stimmung verändert. „Rosa, — ich bin ein
grober Kerl, aber Sie kennen mich ja: ich meine es nicht so.
Wahrhaftig, ich wünsche Ihnen von Herzen alles Glück.
Aber die Welt ist schlecht, und Sie sind schön. Ich will
warten, vielleicht besinnen Sie sich. Bei Ihrer Mutter
finden Sie mich immer. Aber wenn Sie inzwischen einen
Freund gebrauchen, einen ehrlichen, braven Kerl, so wissen
Sie, daß ich Kaulmann heiße. Wirklich, ich will alles für
Sie tun.“
„Wirklich, alles ?*
„Alles —“
2