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erzählte, ich glaube Frau Knabe unten — nein, ich glaube
Herr Zipfel — nein, nicht doch — wer war es doch gieich —?
Man vergißt doch alles. Aber es gehtIhnen gut, nicht wahr?
Rosa fühlte sich veranlaßt, ihrer alten Nachbarschaft so
freundlich als möglich entgegenzukommen. Was schadete
das auch? Hier draußen sah sie niemand von jenen Leuten,
für die sie nie die Tochter des Eisendrehers Jakob sein
wollte; und vor dieser Sippschaft hier brauchte sie sich nicht
zu fürchten. Die hockten jahraus jahrein in ihrer Kaserne
und verirrten sich selten nach ihrem Revier. Und begegnete
man ihnen wirklich einmal in Gesellschaft, dann kannte man
—
Sie antwortete denn auch sogleich: „Ich danke, Frau
Müller, es geht mir ausgezeichnet. Ich kann es mir wirklich
nicht besser wünschen. Man hat also so viel von mir ge—
sprochen? Das freut mich wirklich. Ich habe auch recht oft
an unser liebes Haus gedacht. Sie sehen ja, wie ich mich
gleich mit den Kindern beschäftige. Sie meinen, ich sei
Kammerjungfer? Dann hat man Ihnen falsch berichtet.
Ich habe eine viel bessere Stellung. Ich bin Direktrice im
großen Frauenheimer'schen Konfektionsgeschäft — Sie
kennen es doch, nicht wahr? (Es kam ihr im Augenblick
auf eine Aufschneiderei mehr oder weniger nicht an.) —
„Ich bekomme vierzig Taler den Monat.“
„Vierzig Taler den Monat? Was sie sagen!“ klang
es langgedehnt zurück.
Und Rosa fuhr fort: „Ja, vierzig Taler. Meine frühere
Herrschaft hat mir die Stelle verschafft. Ich hatte auch
die Figur dazu. Obendrein haben mir meine Chefs noch
Zulage versprochen. Jetzt werde ich aber für meine Mutter
und Geschwister sorgen, Sie sollen nur sehen.“
Sie hatte das alles ganz laut hinauf gerufen, denn
was Frau Müller hörte, vernahm im Augenblick das halbe
Haus, das wußte sie. Denen hatte sie nun einen gründlichen
Bäten aufgebunden, der die ganze Woche hindurch die
Worte „Direktrice“ und „vierzig Taler“ brummen konnte.
Jetzt hatte sie sich erhoben, um den Flur zu betreten, als sie
Max Kretzer, Die Verkommenen. 15