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lösen und ihn bei Gelegenheit öfter mit ihrem Besuche be⸗
ehren werde. Was die Leute sich immer dächten! Man
solle nur einmal nach den Königlichen Leihämtern gehen,
da würde man erst erfahren, wie nobel der Laib in der
Gartenstraße sich gegen das Publikum benehme.
Ida blickte einen Augenblick schweigend vor sich hin,
denn sie hatte nicht erwartet, daß man ihr so wenig bieten
würde. Sie wagte nicht, etwas gegen das Gebot einzu⸗
wenden. Es war ja wahr, im Königlichen Leihamt würde
sie nicht so viel darauf bekommen, da mußte man schon zu
einem Rückkaufshändler gehen und die hohen Zinsen be—
zahlen. Not kannte kein Gebot, und Hunger tat weh.
Man wickelte also das Geschäft ab. Moritz Isidor Laib
schritt nach seinem dickleibigen, fettigen Folianten, trug
Namen, Wohnung, Versatzobjekt und laufende Nummer
ein, zählte dann vier harte Taler vor Ida hin und über—
reichte ihr den Rückkaufsschein, laut welchem sie die Be—
rechtigung habe, gegen ein Kapital von dreizehn Mark
binnen einem Monat die Sachen wieder zurückzuerhalten.
Währenddessen hatte sich die Tür in ihren Angeln gedreht;
eine gebückt erscheinende Frau, in ein fadenscheiniges
Schaltuch gehüllt, war eingetreten. Es war die Mäntel⸗
näherin Flora Schwarz.
Frau Schwarz war Witwe und Mutter zweier Kinder.
Ihr Mann, ein Bautischler, war durch Unvorsichtigkeit
drei Stockwerke hinuntergestürzt und tot liegen gebl eben.
Das war vor acht Jahren geschehen. Seit der Zeit er—
nährte Flora sich und ihre Kinder schlecht und recht durch
die Nadel. Oft ging es mit der Arbeit nicht besonders,
dann war die Sorge der stete Gast im Hause und Flora
mußte sich das Hirn zermartern, um Brot für sich und
die Kinder zu schaffen.
Moritz Isidor Laib kannte diese Frau bereits seit Jahren.
Ihr Name prangte unzählige Male in seinen Büchern,
und die besten Stücke ihrer einstigen Wirtschaft hatte er
verfallen sehen.
„Nun was hringen Sie mir ? fragte Laib. Die Män—⸗