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trefflich kochte, ebenso vortrefflich wusch und ebenso vor⸗
trefflich plättete, wie Sie.“
O, über diese Diplomatie eines genialen Komikers.
Welche brave Seele hätte sich nicht in ihren Schlingen ver—
stricken müssen, wer vermöchte ein aufrichtig liebendes Weib
nicht völlig zu verstehen, wenn es angesichts des bevor—
stehenden Verlustes der Perle seiner ewigen Sehnsucht
auch zu dem schwersten, entsetzlichsten Opfer sich bereit er⸗
klärte: Abbitte bei einer Nebenbuhlerin zu tun!....
Als Herr Emanuel Sängerkrug nach ein paar Minuten,
leise die Gavotte vor sich hinpfeifend, durch die Straßen
schritt und höchst lebensphilosophische Betrachtungen über
die Natur des Weibes anstellte, fühlte er etwas von der er—
habenen Größe eines Mannes, der soeben der Welt den
Beweis gegeben hat, wie unentbehrlich er sich in diesem ir⸗
dischen Jammertale gemacht habe. Er, der so äußerst gut—
mütige Emanuel Sängerkrug, hätte es über sich gewinnen
können, seine achtbare und ausgezeichnete Wirtin, Frau
Friederike Zierling, zeitlebens unglücklich zu machen, die
Sorgfalt ihrer Pflege zu entbehren? Wie man ihm, dem
an das lange Schlafen gewöhnten Künstler, so etwas zu—
trauen durfte! Die Nachtgeister haben es beim Nachhause—
kommen Emanuels allein vernommen, mit welchem Ge—
fühl innerer Zufriedenheit er diesmal beim Emporklimmen
der vier Treppen stöhnend seinen Monolog hielt ...
Frau Friederike hatte es wirklich fertig bekommen, noch
einmal zu Dorchen zurückzukehren, um mit der ganzen Auf⸗
richtigkeit eines im Innern stets vom Gegenteil überzeugten
Weibes der kleinen Arbeiterin zu gestehen, wie wirklich un⸗
recht sie ihr getan habe zur Beruhigung ihres Manuel!
Als sie nach einer halben Stunde den Flur wieder be—
trat, bemerkte sie Leonhard Sirach und Oskar Schwarz, die
mit Magda an der Tür standen und zusammen plauderten.
„Das junge Volk steht auch schon zusammen und sagt
sich Liebenswürdigkeiten. Merks Tochter obendrein scheint
das besonders zu gefallen,“ murmelte Friederike beim Be⸗
steigen der Treppe.