Path:
Achtes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

211 — 
„Herr Manuel, — Herr Manuel, — so hören Sie doch, 
auf ein Wort! Sie werden doch nicht —?“ Im Flur 
hatte sie ihn eingeholt, und nun zeigte sich die ganze Größe 
eines liebenden und vergebenden Weibes. „Herr Manuel, 
Sie werden krank werden, wenn Sie forigehen, — Sie 
zittern am ganzen Körper, bedenken Sie, — ein plötzlicher 
Schlaganfall in ihrem aufgeregten Zustande, o, es waͤre 
entsetzlich! Hören Sie auf mich, haben Sie Erbarmen mit 
einer Frau, die immer wie eine Schwester für Sie ge— 
sorgt hat.“ 
„Madame Zierling, ich bitte Sie, — keine weiteren 
Szenen....“ 
Frau Friederike stand auf den Stufen, die zum Hofe 
hinunter führten und hielt ihn mit beiden Händen am Arme 
fest. Und Sängerkrug kam sich vor wie ein Wanderbursche, 
der nun mit Gewalt von seiner Herbergsmutter Abschied 
nehmen soll, auf den teilhaftig werdenden Geleitssegen 
wartet und dabei an die ganze Annehmlichkeit seines bis— 
herigen Aufenthaltes denkt, dem er nun vielleicht für immer 
den Rücken kehren soll. 
„Herr Manuel, Sie werden mich auf dem Gewissen 
haben. Nie, nie werde ich das verschmerzen können.“ 
„Madame Zierling, Sie haben Veranlassung zu einer 
höchst lächerlichen Szene gegeben, Sie haben ein hoͤchst an— 
ständiges, arbeitsames und allgemein geachtetes Mädchen 
tief, sehr tief beleidigt. Wenn man Sie auf der Stelle be— 
wegen könnte, bei Fräulein Dorchen Abbitte zu tun, wenn 
Sie beim Andenken an den seligen Kanzlei⸗Sekretär⸗Assisten⸗ 
ten Zierling das heilige Versprechen geben würden, nicht 
mehr wie eine bösartig-schnurrende Katze im Dunkeln auf 
den Fang nach ehrbaren, die Wahrhaftigkeit liebenden Künst⸗ 
lern auszugehen, so — —. Ich will Ihnen noch keine zu 
großen Hoffnungen machen, aber ich möchte mir erlauben, 
sehr geehrte Frau Zierling, Ihnen das Geftändnis noch ein⸗ 
mal zu wiederholen, daß ich in der Tat noch niemals eine 
Wirtin kennen zu lernen die Ehre hatte, welche eberso vor⸗
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.