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„Herr Manuel, — Herr Manuel, — so hören Sie doch,
auf ein Wort! Sie werden doch nicht —?“ Im Flur
hatte sie ihn eingeholt, und nun zeigte sich die ganze Größe
eines liebenden und vergebenden Weibes. „Herr Manuel,
Sie werden krank werden, wenn Sie forigehen, — Sie
zittern am ganzen Körper, bedenken Sie, — ein plötzlicher
Schlaganfall in ihrem aufgeregten Zustande, o, es waͤre
entsetzlich! Hören Sie auf mich, haben Sie Erbarmen mit
einer Frau, die immer wie eine Schwester für Sie ge—
sorgt hat.“
„Madame Zierling, ich bitte Sie, — keine weiteren
Szenen....“
Frau Friederike stand auf den Stufen, die zum Hofe
hinunter führten und hielt ihn mit beiden Händen am Arme
fest. Und Sängerkrug kam sich vor wie ein Wanderbursche,
der nun mit Gewalt von seiner Herbergsmutter Abschied
nehmen soll, auf den teilhaftig werdenden Geleitssegen
wartet und dabei an die ganze Annehmlichkeit seines bis—
herigen Aufenthaltes denkt, dem er nun vielleicht für immer
den Rücken kehren soll.
„Herr Manuel, Sie werden mich auf dem Gewissen
haben. Nie, nie werde ich das verschmerzen können.“
„Madame Zierling, Sie haben Veranlassung zu einer
höchst lächerlichen Szene gegeben, Sie haben ein hoͤchst an—
ständiges, arbeitsames und allgemein geachtetes Mädchen
tief, sehr tief beleidigt. Wenn man Sie auf der Stelle be—
wegen könnte, bei Fräulein Dorchen Abbitte zu tun, wenn
Sie beim Andenken an den seligen Kanzlei⸗Sekretär⸗Assisten⸗
ten Zierling das heilige Versprechen geben würden, nicht
mehr wie eine bösartig-schnurrende Katze im Dunkeln auf
den Fang nach ehrbaren, die Wahrhaftigkeit liebenden Künst⸗
lern auszugehen, so — —. Ich will Ihnen noch keine zu
großen Hoffnungen machen, aber ich möchte mir erlauben,
sehr geehrte Frau Zierling, Ihnen das Geftändnis noch ein⸗
mal zu wiederholen, daß ich in der Tat noch niemals eine
Wirtin kennen zu lernen die Ehre hatte, welche eberso vor⸗