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Achtes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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Mund verbrennen, aber man sei denn doch schon zu alt 
dazu, um sich nicht seinen Teil zu denken. 
Das konnte Dorchen nicht mehr ertragen. 
„Sie sind eine gemeine Lügnerin, auf der Stelle ver— 
lassen Sie mein Zimmer. Herr Sängerkrug, ich bitte Sie, 
beschützen Sie mich.“ 
Frau Friederite Zierling lachte spöttisch auf. Man 
lasse sich also schon von ihrem Chambregarnisten beschützen? 
J — da gestehe man ja alles ein. Ihr, einer reputierlichen 
Frau, wage man es, die Tür zu weisen? Da wolle sie 
doch noch, ehe sie gehe, ihrem Herzen Luft machen, ganz 
gründlich sogar. 
„Aber beste Frau Zierling, vergessen Sie doch nicht —“. 
Der große Mime stand jetzt hoch aufgerichtet im Zimmer, 
zwischen seiner Wirtin und Dorchen, begleitete jeden 
Satz der Zeterin mit einem Kopsech eln und hob die 
Hände wie abwehrend empor. „er beste Frau Zier— 
ling, die Ausregung ist eine unnütze, so hören Sie doch 
nur —.“ Er machte den Eindruck, als befände er sich in— 
mitten eines weiblichen Zankduetts auf der Bühne und 
hätte genau darauf zu achten, daß jede Geste, jede Handbe— 
wegung ihre Wirkung tue. 
Frau Friederike stieß ihn bei Seite und trat näher an 
die Nähmaschine heran. „Wissen Sie auch, Sie galantes 
Fräulein, daß ich ihn eigen!““ inem Renommee ge— 
bracht habe, das er heute ei. Wissen Sie, daß er 
mit einem Papierkragen Aqgebleichten Jackett und 
einem Paar zerrifscac. Di Retterin eines der be— 
gehrtesten Salon-Komiters von Berlin kam mit ihren 
Enthüllungen nicht zu Ende. 
Emanuel Sängerkrug war auf sie zugesprungen und 
hielt ihr den Mund zu, sodaß sie vergeblich nach Luft rang. 
Und jetzt fand er es endlich an der Zeit, das Mienen⸗ 
spiel eines Komikers in das eines unheilverkündenden Tra⸗ 
göden zu verwandeln. „Ich habe Ihnen die Mitteilung zu 
machen, Frau Zierling,“ begann er mit fürchterlichem Ernst, 
„daß ich nach alledem, was soeben hier vorgefallen ist, und
	        
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