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Achtes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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204 — 
Und des Himmels herrliches Blau 
Und die duftigen Blumen seh'n!“ 
„Fräulein Dorchen — Sie weinen? H, ich hätte wissen 
müssen, daß ich alte Wunden aufreiße.“ 
„Ich bitte Sie, gehen Sie jetzt. Drängen Sie mich 
nicht. Ein andermal!“ brachte sie schluchzend hervor. 
Emanuel fühlte plötzlich das stürmische Berlangen, das 
süße Geschöpf vor ihm in seine Arme zu schließen, um ihr, 
der Macht des Augenblicks folgend, zu gestehen, daß er ihr 
mehr sein wolle als ein Vater, daß er sie liebe wie ein 
Bursche, jung an Jahren....Er verstieg sich auch so weit, 
seinen linken Arm um ihre Taille zu legen, was sie sich 
selig gefallen ließ. Das geschah gerade im Augenblicke, 
als die Tür sich öffnete und Frau Zierling unerwartet 
eintrat. 
Da stand sie nun, die Beschützerin der Musen, die Arme 
in dieHüften gestemmt, und blickte unter ihrer lilagarnierten 
Haube wie unter einer dräuenden Sturmhaube auf jenen 
undankbaren Mann, von dessen verdächtigen Schlichen sie 
—VDDDO 
Gefühle eines Menschen analysieren könnte — Gefühle, 
wie sie Frau Zierling im Augenblick überkamen! Die In⸗ 
dianer Amerikas vergleichen die Eifersucht mit einer giftigen 
Kröte, die der Beherrscher des Tierreichs jedesmal einem 
Menschen zu verschlucken gibt, wenn die Liebe ihre Galle 
zeigen soll. Frau Friederike mußte etwas von diesem Gift 
zu kosten bekommen haben, denn sie begann sofort ihre 
Galle mit der ganzen Zärtlichkeit eines mundbeherrschenden 
Weibes auszuspritzen. Dabei verlieh sie ihrer Lunge eine 
Krastanstrengung, die für ihre vorzügliche Gesundheit sprach. 
Mit einem „J, — so also wird's gemacht! So ein Techtel⸗ 
mechtel bei Lampenlicht mit diversen Krokodilstränen und 
zürtlichen Umarmungen. Kommt man endlich mal dem 
Herrn Don Juan auf seine Spuren? Ertappt man ihn 
endlich mal dabei, wie er ehrbare Menschen nichtswürdig 
hintergeht und der „Unschuld“, die auch nicht weit herzu⸗ 
sein scheint, die Cour schneidei? Ist man endlich dahinge⸗
	        
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