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Siebentes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

179 — 
Felix hatte verwundert aufgeblickt. Die beiden Krabben 
kannten sich? Ein unbezahlbarer Genuß. Jetzt fehlte nur 
noch, daß sie sich gegenseitig wie die Straßenmädchen 
Liebenswürdigkeiten sagten und sich in die Haare fielen. 
„Was will das Geschöpf?“ preßte Rosa endlich hervor. 
„Ich kenne sie ja gar nicht. Du wirst doch wissen, Felix, 
was du zu tun hast ?“ 
Rosenstiel wußte aber augenblicklich nichts Besseres zu 
tun, als seinem Kneifer den alten Halt zu geben, um 
Magda genauer betrachten zu können. Ei, die hatte er ja 
oftmals vor Onkel Laibs Ladentisch erblickt, als er noch die 
Stehleiter auf und ab klettern mußte. Scheu wie ein Reh 
war sie immer eingetreten und hatte kaum vermocht, den 
Mund aufzutun, um ihre Bitte vorzubringen. Und jetzt 
war sie um einen ganzen Kopf gewachsen und hatte ein 
Gesicht, an dem man sich hätte satt küssen können, wenn 
man nicht das häßliche Schaltuch und das ordinäre Kleid 
vor Augen gehabt hätte. Aber so hatte er Rosa auch einst— 
mals gesehen, und wie sah sie heute aus! Felix fühlte sich 
verpflichtet, ein paar freundliche Worte an Magda zu richten. 
Was denn ihre Mutter mache, und wie es ihr gehe? Ihr 
Vater sei ja wohl im Gefängnis, das sei traurig, aber da— 
für könne sie nicht. 
Und er redete weiter, ohne daran zu denken, daß er 
sich plötzlich wieder in jene Zeit zurückversetzte, die heute 
eigentlich nicht mehr für ihn existieren sollte. DerWeingenuß 
hatte überdies seinen Kopf derartig erhitzt, daß er sich aus 
seiner Umgebung nichts machte. Man kannte seine Extra— 
vakanzen hier bereits. Diese Kleine hatte seinem schwind— 
süchtigen Onkel manchen Zinsgroschen gebracht, er konnte 
sich einmal von der noblen Seite zeigen. „Da — trink 
ein Glas Wein, das wird dir nicht oft geboten werden,“ 
sagte er. Zugleich warf er ihr ein blankes Markstück zu, 
womit er die Streichhölzer bezahlte. Dann rief er laut 
nach einer neuen Flasche und erging sich in einer kurzen Be— 
trachtung über die ehemalige Nachbarschaft der beiden 
Mädchen. Man müsse nicht gleich so spitzfindig zu gnander
	        
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