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Felix hatte verwundert aufgeblickt. Die beiden Krabben
kannten sich? Ein unbezahlbarer Genuß. Jetzt fehlte nur
noch, daß sie sich gegenseitig wie die Straßenmädchen
Liebenswürdigkeiten sagten und sich in die Haare fielen.
„Was will das Geschöpf?“ preßte Rosa endlich hervor.
„Ich kenne sie ja gar nicht. Du wirst doch wissen, Felix,
was du zu tun hast ?“
Rosenstiel wußte aber augenblicklich nichts Besseres zu
tun, als seinem Kneifer den alten Halt zu geben, um
Magda genauer betrachten zu können. Ei, die hatte er ja
oftmals vor Onkel Laibs Ladentisch erblickt, als er noch die
Stehleiter auf und ab klettern mußte. Scheu wie ein Reh
war sie immer eingetreten und hatte kaum vermocht, den
Mund aufzutun, um ihre Bitte vorzubringen. Und jetzt
war sie um einen ganzen Kopf gewachsen und hatte ein
Gesicht, an dem man sich hätte satt küssen können, wenn
man nicht das häßliche Schaltuch und das ordinäre Kleid
vor Augen gehabt hätte. Aber so hatte er Rosa auch einst—
mals gesehen, und wie sah sie heute aus! Felix fühlte sich
verpflichtet, ein paar freundliche Worte an Magda zu richten.
Was denn ihre Mutter mache, und wie es ihr gehe? Ihr
Vater sei ja wohl im Gefängnis, das sei traurig, aber da—
für könne sie nicht.
Und er redete weiter, ohne daran zu denken, daß er
sich plötzlich wieder in jene Zeit zurückversetzte, die heute
eigentlich nicht mehr für ihn existieren sollte. DerWeingenuß
hatte überdies seinen Kopf derartig erhitzt, daß er sich aus
seiner Umgebung nichts machte. Man kannte seine Extra—
vakanzen hier bereits. Diese Kleine hatte seinem schwind—
süchtigen Onkel manchen Zinsgroschen gebracht, er konnte
sich einmal von der noblen Seite zeigen. „Da — trink
ein Glas Wein, das wird dir nicht oft geboten werden,“
sagte er. Zugleich warf er ihr ein blankes Markstück zu,
womit er die Streichhölzer bezahlte. Dann rief er laut
nach einer neuen Flasche und erging sich in einer kurzen Be—
trachtung über die ehemalige Nachbarschaft der beiden
Mädchen. Man müsse nicht gleich so spitzfindig zu gnander