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Siebentes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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Rosa geriet in die lebhafteste Stimmung, wenn sie sich 
in Gesellschaft Egons und Pauls befand. Sie konnte hier 
so recht Vergleiche zwischen dem häßlichen Rosenstiel und 
den beiden Aristokraten anstellen. Es war ihr dann gleich— 
sam, als befände sie sich in einer höheren Sphäre. Stunden⸗ 
lang hätte sie so sitzen können, um die Schmeicheleien der 
Herren mit anzuhoören. Felix erschien ihr dann wie eine 
Nebenperson, der man keine weitere Beachtung zu schenken 
brauchte. Mit dem würde sie doch über kurz oder lang 
brechen, das war ihr eine ausgemachte Sache. Sie kokettierte 
mit Rollerfelde und von dem Bache und warf heiße, sehn⸗ 
sfüchtige Blicke von einem zum anderen, als wüßte sie noch 
nicht recht, wem sie die meiste Gunst entgegenbringen solle. 
Wenn sie dann das zweite Glas Wein getrunken hatte, nahm 
sie ihre alte Sprechweise, den Ton der Vorstadt, wieder an. 
Die Redewendungen der Straßenkinder gelangten zum 
Durchbruch und ihren Lippen entfloh irgend ein schlüpfriges 
Wort, das nur in der allgemeinen Weinlaune ungewürdigt 
bleiben konnte. Heute war sie gerade dabei, ihren jugend— 
lichen Geliebten in die interessanten Einzelheiten eines 
großen Konfektionsgeschäftes einzuweihen. Da kämen nette 
Geschichten vor. Vom Chef bis zum Lehrling sei das eine 
Gesellschaft, die, wenn sie mit den Konfektioneusen unter 
sich sei, Anekdoten erzählte, vor denen sich die Straßenkehrer 
bedanken würden. Da hätten die Chefs hinter ihrem 
Kontor ein gewisses Sprechzimmer, das nur zu den 
Unterredungen für die Geschäftsdamen unter vier Augen 
da sei. Man könne sich schließlich nicht wundern, wenn 
— 
keinen Respekt mehr vor den Probierdamen habe und 
schließlich einer von ihnen irgend eine gemeine Zumutung 
stelle. Nach solchen untergeordneten Judenbengels habe sie 
gerade ausgesehen! 
Sie schlug sich auf den Mund und verbesserte sich sofort 
mit den Worten: „Entschuldige nur, lieber Felix, aber es 
war mir so herausgeplatzt. Du wirst mir das nicht übel— 
nehmen, du weißt ja, was ich eigentlich unter Judeubengel
	        
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