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Siebentes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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und vierten blieb sie stehen und äffte das Gebaren der 
vornehmen Frauen nach, die rechts und links blicken, um 
den gesuchten Gegenstand zu beschauen. Dabei fielen ihr 
mancherlei Wünsche ein, nach deren Befriedigung sie nun 
zu dürsten begann. Es fehlten ihr plötzlich Armbänder, 
eine hübsche Brosche, und schließlich Uhr und Kette. Diese 
Gegenstände, die sie immer wieder betrachtete, brachte sie 
in Gedanken sofort in Verbindung mit Rosenstiel. Sie 
mußte dann auch wieder an Mutter Knabe denken, die zu 
ihr gesagt hatte, daß die Männer dazu da seien, um sie an 
der Nase herumzuziehen. 
Im Grunde genommen war dieser Schafskopf ja auch 
dazu verpflichtet, ihr keinen Wunsch zu versagen. Der wußte 
bereits, was er an ihr hatte! Von den zwanzig Talern, 
die man ihr gab, konnte sie nicht existieren. Man hatte sie 
einfach darauf aufmerksam gemacht, daß sie um sechs Uhr 
nachmittags bereits frei habe, und ihr zu verstehen gegeben, 
daß sie die übrige Zeit mit irgend einem anderen Verdienst 
ausfüllen könne. Einer der Chefs hatte sie denn auch gleich 
mit ganz verliebten Blicken betrachtet und die zweideutige 
Bemerkung gemacht, wenn sie seine „Zufriedenheit“ erringe, 
würde man ihr auch bald gern eine Zulage gewähren. — 
Alle acht Tage pflegte Felix mit seiner Geliebten nach 
hier unten einen Abstecher zu machen, weil das Lokal in 
der Nähe der Wohnung Rosas lag. Als er sie zum ersten⸗ 
mal aufgefordert hatte, eine Kneipe zu betreten, in der nur 
Herren verkehrten, hatte sie sich erst dagegen gesträubt; sie 
hatte denn doch gelernt, daß sich das eigentlich in ihrer 
jetzigen Stellung für sie nicht mehr schicke. Sie wollte nun 
mit Gewalt recht vornehm erscheinen, wenigstens äußerlich, 
wenn auch ihr sittliches Niveau immer dasselbe blieb. Aber 
Zureden hatte geholfen. Und als sie dann beim Durch— 
rauschen der Raͤume bemerkte, wie man sie mit langen 
Blicken betrachtete und kleine schmeichelhafte Bemerkungen 
an ihre Erscheinung knüpfte, hate sie sich ordentlich stolz 
gefühlt, denn ihre Euelkeit war befriedigt. Den ersten Abend 
gleich lernte sie in demHinterzimmer ein paarHerren kennen,
	        
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