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in der Gartenstraße an. Er habe binnen viernndzwanzig
Stunden eine Ehrenschuld von hundertfüntei Mark an
„seinen Freund“, den Offiziersaspiranten vor , mit dem
er sich in eine Wette eingelassen, zu zahlen. Sonst müsse
er sich eine Kugel durch den Kopf jagen. Serene schlug vor
Schrecken die Hände zusammen. Ihr Felir sich erschießen,
so ein junges Blut, an den sie die größten Hoffnungen
knüpfte ? Sie versuchte sofort den wie geknickt erscheinenden
würdigen Neffen mit Aufbietung all ihrer tantlichen Zärt-
lichkeiten zu beruhigen. Du lieber Himmel, wenn man
jung ist, begeht man tolle Streiche, die schon verzeihlich
sind. Mit einem vornehmen, jungen Mann aus hochadliger
Familie hatte er gewettet, sein Ehrenwort gegeben, und
man hatte es angenommen? Der Gedanke an diese „Be—
ziehungen“ ihres Lieblings zu aristokratischen Kreisen zog
die Plebejerin am meisten zum Geldschrank hin.
Felix fuhr zufrieden von dannen und erklärte in Ge—
danken seine Tante für eine Nachteule, die eigentlich nicht
wisse, was sie tue. Aus dem netten Hausmädchen Rosa
konnte also mit einem Schlage eine elegante Geschäfts⸗—
dame entstehen. Das hatte sie sich vor einem Jahr noch
nicht träumen lassen, als sie sich tagtäglich in zerrissenen
Kleidern mit der jüngsten Jöre auf dem Arm, mit ewig—
leerem Magen auf dem schmutzigen Hofe der Mietskaserne
in der Gerichtsstraße herumdrücken mußte. Und doch, wie
einfach hatte sich das alles entwickelt! So eine elegante
Toilette hatte sie sich immer gewünscht, wenn sie des Nach—
mittags bei der Mutter Knabe am braunen Kachelofen saß
und die Kolportage-Romane verschlang.
Als sie zum ersten Male aus ihrem kleinen Zimmer in
der Mauerstraße, das Freund Felix ihr gemietet hatte, die
glänzende Leipzigerstraße entlang ging, kom sie sich fast
wie jenes Fabrikmädchen vor, das in den gelben Groschen—
heften am Ende zur Frau Baronin geworden war. An
keinem Schaufenster konnte sie vorübergehen, ohne
nicht einen Blick in die große Spiegelscheibe zu werfen,
aus der ihr Bild ihr entgegenlachte; und vor jedem dritten