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ihr wie die einzige Vertraute, der sie ihr Herz ausschütten
könne. Ost, wenn sie die Verwachseneé halb schläfrig auf
den unteren Treppenstufen eines Flures sitzend vorfand,
gesellte sie sich auf einige Minuten zu ihr, um mit ihr ein
paar Worte zu plaudern. Die „Lucca“ wußte mit allem
Bescheid, kannte halb Berlin und genierte sich durchaus
nicht in ihren Gesprächen. Sie war mit der Zeit abge—
stumpft gegen alles geworden, was sie umgab. Von jeder
Kneipmamsell hatte sie etwas zu erzählen, von jedem
Wirte kannte sie irgend ein schlüpfriges Geheimnis, das sie
mit stärkstem Ausdruck wiedergab. Magda gewöhnte sich
so sehr an diese Sprache, daß sie unwillkürlich hin und
wieder selbst ein ähnliches Wort gebrauchte. Es dauerte
nicht lange, so hatte sich ein Teil jenes Gifthauches, den das
große, rauschende Berlin bei Nacht ausstößt, gleichsam, als
wollte es die reinen Eindrücke des Tages gewaltsam er—
sticken, auf ihre Seele gelegt und begann sie zu trüben.
Es war Ende November. Magda hatte den Rosen
bereits die Streichhölzer folgen lassen, als sie eines Abends
in eine jener Kellerkneipen der Friedrichstadt geriet, die
durch die Aufschrift ihrer Firmenschilder: „Wein und echte
Biere. (Cabinets apartes“ die größte Anziehungskraft
auf junge und alte Lebemänner auszuüben pflegten.
Hier trugen sich die Kellnerinnen nur in Atlas und Seide,
hier zechte in versteckten Hinterzimmern die goldene Jugend
bis zum frühen Morgen, hier wurden hinter den schweren
Vorhängen die ärgsten Zoten gerissen, hier standen die
Gäste, wie in den Ballhäusern, mit den bedienenden
Heben auf du und du.
Als Magda das hinterste Zimmerchen, in dem nur ein
einziger Tisch stand, erreicht hatte, erblickte sie Felix Rosen—
stiel. Zu jeiner Linken auf dem Sofa saß eine der be—
dienenden Mamsells und zu seiner Rechten — Magda traute
ihren Augen kaum — Rosa Jakob, die sich seit dem ersten Ok⸗
tober in einem großen Konfektionsgeschäft am Hausvogtei—
platz befand. Während der letzten Monate hatte sie sich so
stark entwickelt, daß sie wie ein kräftiges, achtzehnjähriges