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Siebentes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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mit dem der Geber sie betrachtete, lag die Frage: „Was wird 
aus dir dereinst werden, Tochter des Proletariats ? 
Mit der Zeit mußte sich Frau Merk daran gewöhnen, 
ihre Tochter nie des Nachts vor zwölf Uhr nach Hause 
kommen zu sehen. Einmal bat sie Frau Schwarz, sie möchte 
doch zu der Herrschaft nach der Chausseestraße gehen und 
diese bitten, Magda nicht so spät da zu behalten, das ginge 
nicht mehr so fort. Als aber Magda durch Zufall davon 
hörte, quälte sie die Mäntelnäherin so lange, bis diese 
davon Abstand nahm. Dann wäre es mit einem Mal um 
ihre Stellung geschehen, denn die Dame loasse sich keine 
Vorschriften machen. Ihre Mutter sollte nur wissen, wie 
gut ihre Herrin zu ihr sei, dann würde sie nicht so peinlich 
sein. Erst gestern habe sie ihr Stoff zu einem neuen Kleide 
geschenkt, das sie sich nun bei einer Schneiderin machen 
lassen werde. In Wahrheit hatte Merks Tochter sich dieses 
Zeug selbst gekauft mit dem Erlös, den sie sich aus den 
Trinkgeldern erspart hatte. Gewiß meinte sie es nur gut, 
wenn sie aus einer Lüge in die andere kam, aber nach 
nud nach verstrickte sie sich selbst so hinein in dieses Ge— 
webe, daß sie sich nicht mehr herausfand. 
Außer der falschen „Lucca“ kam Magda auch noch mit 
an deren Mädchen zusammen, die nicht älter waren wie 
sie, oft auch noch jünger. Die mußten gelernt haben, 
ihre Käufer zu taxieren, denn sie fanden immer gleich 
die richtige Antwort auf irgend ein zweideutiges Wort 
der Gäste und ließen sich die Butter vom Brote nicht 
nehmen. Und dann, wenn sie unter sich waren, wie tausch⸗ 
ten sie da ihre Erfahrungen aus! An gewissen Straßenecken 
der Friedrichstadt saßen auf den Stufen der geschlossenen 
Läden drei, vier von ihnen, die ihre Kasse nachzählten. 
Zu ihnen gesellten sich hausierende Jungen im gleichen 
Alter, die Zigarren pafften und in der Unterhaltung mit 
den Mädchen die schmutzigsten Worte gebrauchten. 
Der Buckligen pflegte sie sich am liebsten anzuschließen, 
ohne dabei zu bemerken, wie gerade dieser Umgang am 
schädlichsten auf sie einwirkte. Das arme Geschöpf erschien
	        
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