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Siebentes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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fonnte man erst die Verworfenheit gewisser Kreise kennen 
lernen. Da schämte sich nicht derselbe Mund, zu diesem 
Mädchen von Dingen zu sprechen, die er vor einer halben 
Stunde zu der Dame seines Herzens nicht über die Lippen 
gebracht haben würde. Darin blieben sie sich alle gleich, 
Väter, Brüder und Söhne. 
Die Anekdoten, die an den Tischen die Runde machten, 
blieben ebenso gemein, als stünde Magda nicht dabei. 
Hatte sie dann lange genug ihre Ware hingehalten, so ließ 
endlich einer seine Hand mit dem Gelde klappern, um die 
kleinsten Münzen herauszusuchen. Und dann hafteten seine 
Blicke länger als sonst auf dem armen Mädchen, wobei er 
plötzlich entdeckte, daß das Gesicht des „Kindes“ vor ihm 
doch eigentlich ein wunderschönes, wenn auch elend aus— 
sehendes sei mit großen, braunen Augen; daß unter dem 
häßlichen Schaltuch sich schon Formen zeigten, die knos— 
penden Formen der heranreifenden Jungfrau. „Hier, 
meine Tochter,“ hieß es dann, „behalte das übrige nur.“ 
Und während Magda leise ihren Dank äußerte, fühlte 
sie, wie die eine Hand des „großmütigen“ Spenders sich 
ungeniert um ihre Taille legte. Ein anderer sagte zu 
seinem Nachbar: „Noch zwei Jahre — was meinen Sie 
wohl, wie sich das Mädel da entwickelt hat.“ Ein dritter 
fügte hinzu: „Spaß, und wenn sie dann feine Kleider 
trägt, was meinen Sie wohl —“ 
Gleich Merks Tochter handelten noch viele Mädchen 
mit Rosen und mannigfach anderen Dingen, von denen man 
hoffte, in den Kneipen eiwas loszuschlagen. Unter diesen 
Mädchen lernte Magda ein erwachsenes Geschöpf kennen, 
das aber bedeutend aͤlter war als sie. Sie war nicht gerade 
häßlich, diese Händlerin, und hätie ihr Kopf auf einer an— 
deren Figur gethront, so hätten Kenner weiblicher Schön— 
heiten sie vielleicht für interessant gehalten, so aber gaben 
der kurze Hals, die Verwachsung der ohnehin schon kleinen 
Gestalt ihrer Erscheinung eiwas Koboldartiges, Unansehn— 
liches, den Spott Herausforderndes. Jahrelauges, nächt— 
liches Herumtreiben in den öffentlichen Lokalen, mangelnder 
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