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Siebentes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

144 — 
Weise, namentlich wenn man noch so ein junges Ding sei 
wie Magda. Was hätte sie auch, wenn sie nach der Fabrik 
ginge oder nach irgend einer Nähbude? Da müsse sie erst 
eine ganze Weile arbeiten, ehe sie auf Verdienst rechnen 
dürfe, und dann müsse sie schuften von früh bis spät, so daß 
ihr der Atem ausginge und der Magen ansinge zu knurren. 
Wenn sie aber handeln ginge, so befände sie sich stets in 
frischer Luft und sei ihre eigene Herrin. Sie solle doch nicht 
erst lange überlegen! Man sei zwar bereits im September, 
aber es sei noch immer Sommertag, da könne sie noch täg- 
lich ihre dreißig Rosen verkaufen, und dafür bekäme sie 
von ihr, der Mutter Knabe ein blankes Markstück. Die 
Mutter brauche gar nichts davon zu wissen, die Uberraschung 
wäre dann eine um so größere. Vormittags könne sie ihren 
Korb mit Ware in Empfang nehmen und gegen Abend 
wieder abliefern. Sie brauche ja nicht so spät auszubleiben 
und könne es immer einrichten, daß sie noch zeitig genug 
nach Hause komme. Sie würde ihr schon die Lokale zeigen, 
wo die besten Geschäfte zu machen seien. Nicht nur jede 
ehrliche Arbeit ernähre ihren Monn, sondern auch jeder 
ehrliche Handel, und hier habe man es mit einem sehr re— 
spektablen Gewerbe zu tun. Wie gut habe sie es nicht mit 
Jakobs Rosa gemeint, die es gewiß noch bitter bereuen 
werde, daß sie ihr nicht gefolgt sei. 
Was habe das Frauenzimmer nun? Neulich sei sie ihr 
begegnet, sie habe ganz adrett ausgesehen und den Ver— 
such gemacht, die Große herauszubeißen, aber am Ende sei 
doch ihre ganze Unzufriedenheit zum Vorschein gekommen. 
Ein Dienstbote bleibe immer ein Dienstbote, das habe Rosa 
nur zu sehr empfunden. Sie sei es bald satt, habe Rosa 
gemeint, anderen die Kleider und Stiefel zu reinigen und 
ihnen gewisse Dinge nachzutragen. Das sei überhaupt eine 
Sippfchaft, die Joachimsthals, da könne man was erleben! 
Wenn der dicke Mann weg sei, komme der schlanke Haus— 
freund und schneide der Frau die Cour. Rosa mache es 
dann schließlich ebenso und lasse sich in der Küche von dem 
jungen Herrn Felix Rosenstiel poussieren. Wenn die
	        
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