Siebentes Rapitel.
Ein halbes Jahr war vergangen. Merk hatte solange
in Untersuchungshaft gesessen. Dann wurde er vom Schwur⸗
gericht zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Mildernde
Umstände hatte man ihm verweigert, weil er bereits vor—
bestraft und am Tage des Totschlages erst entlassen wor⸗
den war.
Der Tag der Gerichtsverhandlung war im ganzen Hause
mit Spannung erwartet worden. Als dann die Zeitungen
den ausführlichen Bericht brachten, hatte man in der
Zipfelschen Budike wieder genügend Unterhaltungsstoff
gefunden.
Es stünde jetzt sehr schlimm um Merks Schicksal, meinten
die guten Christen. Wer zweimal hintereinander im Ge—
fängnis gesessen habe, der kehre auch das dritte Mal nach
dort zurück. Es sei ja ewig schade um den guten Kerl, aber
er brauchte sich auch nicht gleich so weit hinreißen zu lassen,
um einen Menschen in einer Minute kalt zu machen. Nur
Kaulmann wollte von derlei Reden nichts wissen. Er machte
wie gewöhnlich die modernen Zustände für Merks Tat
verantwortlich.
„Denkt nur recht nach,“ sagte er, „überlegt euch's mal
gründlich. Das ist eine Kette von Verhängnissen, von denen
der beste Mensch umschlungen werden kann. Das erste
Slied zu dieser Kette war für Merk die Arbeitslosigkeit,
dann kam das Arbeitgehen seiner Frau dazu, schließlich das