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gingen beide hinaus, nicht ohne daß Rosa Felix noch freund⸗
lich zugenickt hätte.
Nach einer halben Stunde befand sich Joachimsthal
mit seinem Neffen bei dem Ehepaar Laib.
Madame Serene und ihr Bruder saßen sich im Wohn⸗
zimmer gegenüber. „Zweihundert Mark gebrauchst du
wieder ?“ fragte die Dicke und würgte die Tücher um
ihren Körper herum, so daß ihr Kopf wie aus einem
Haufen Ballast hervorragte. „Und dafür willst du uns einen
Haufen beschriebenes Papier geben, das keinen Wert für
uns hat? Was sollen wir damit tun? Dafür gibt nur der
Lumpenmatz ein paar Pfennige.“
Der große Journalist wiegte sich unruhig auf seinem
Stuhl und streckte wie ein Prophet die Hand aus, als
wollte er die im Entfesseln begriffenen Elemente vor ihrem
völligen Ausbruch beschwören.
Frau Serene aber fuhr fort: „Moritz sagt, daß er bald
keinen Platz mehr hat für die Schriften deiner Frau. UÜber
tausend Mark seid ihr uns schon schuldig, und an Wieder⸗
bekommen ist nicht zu denken. Weshalb holt ihr die Ro—
mane nicht wieder, wenn sie wirklich so ausgezeichnet sind,
wie du immer sagst, und deine Frau so viel Talent zum
schreiben hat? Joachim, tu mir den Gefallen und rede
nicht erst — es gibt nichts mehr. Woher sollen wir so viel
Geld nehmen, wenn wir allein nichts haben? Es ist kalt
hier im Zimmer, ich werde dem Mädchen sagen, daß sie
noch einmal einheizen soll — Karoline! Karoline! hörst
du !?“ kreischte sie laut.
Das Gespräch ging in denselben Wendungen eine Weile
weiter, bis Joachimsthal aufstand und mit den Händen
auf dem Rücken auf und ab wandelte. Sein Gedächtnis
schien sich dabei merkwürdig zu klären, denn was er vor
sich hin murrte, war die alte Geschichte, die seine Schwester
schon oft von ihm gehört hatte ..... „Serene, reg'
dich nicht auf, es könnte dir schaden, du weißt, du hast
schon einmal einen Schlaganfall gehabt. Wir wollen uns
nicht erzürnen der lumpigen zweihundert Mark wegen.“