134
sind zwei untrennbare Begriffe, die wir Vollsfreunde ent
schieden aufrecht erhalten müssen. Sie sind doch ein Mann
aus dem Volke, Sie denken doch ebenso?“
In Ermangelung eines Knopfes, den er vergeblich bei
Herrn Zipfel suchte, erweiterte er ihm die blaue Schürze
nach Möglichkeit.
„Ja, mein lieber Herr Zipfel, das ist so. Wir Männer
der unabhängigen Presse haben einen schweren Stand,
aber immer den eigenen Schild frei halten, das Familien⸗
leben nach Kräften pflegen, der Welt keine Veranlassung
zum unreinen Gewäsch geben, aber seinen Verpflichtungen
getreulich nachkommen, — das ist's, was uns groß macht
und die Verleumdung zertritt. Dann sind wir wie die
beste Frau, von der man am wenigsten spricht... O, es
freut mich, mein lieber Herr Zipfel, in Ihnen solch einen
braven Mann kennengelernt zu haben! Es steckt ein guter
Kern im Volke, den wir am besten zu schätzen wissen.
Wenn Sie die geistige und moralische Verkommenheit
unserer besseren Gesellschaft, gegen die wir mit der ganzen
Macht unserer freien Presse ankämpfen, kennen würden,
mein lieber Herr Zipsel, — wie recht glücklich würden Sie
sich erst in ihrer bescheidenen Lebensstellung fühlen! Sitt—
lichkeit und Freiheit — vergessen Sie die Varole nicht.
mein lieber Herr Zipfel.“
Plötzlich verspürte er Hunger. „Der Schinken sieht sehr
frisch aus, sehr frisch.“
„Ein Stückchen gefällig, geehrter Herr Doktor?“ Zipiel
hatte schon das lange Messer genommen und begann eine
Scheibe herunterzuschneiden, die er dem Journalisten auf
einem Teller darreichte.
Joachim Joachimsthal begann das Fleisch in den Mund
zu stopfen, so daß die Backen sich ausblähten und die Augen
kleiner wurden. Eine zweite Scheibe nahm er mit Dank
an. Und während die Geschäftigkeit des Kauens jedes Wort
halb unverständlich machte, brummelte er ungefähr fol⸗
gendes zu dem Budiker hinter dem Ladentisch: Hunger
fue weh, man müsse sich also wenigstens dieses einen Kindeé