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Sechstes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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dein Vater hören sollen, dem wäre schon längst die Hand 
ausgerutscht.“ 
„Wenn er nicht im Obduktionshaus läge,“ gab sie zu⸗ 
rück, „aber jetzt kann ich machen, was ich will.“ 
„Glaubst du? Loses Ding!“ Des Kesselschmieds Ge⸗ 
sicht war bleich geworden. Etwas von der entfesselten 
Leidenschaft eines Liebenden hatte sich mit dem Groll 
der Enttäuschung vermengt und kam rücksichtslos zum 
Durchbruch. „Wirst du mir jetzt sagen, daß du das alles 
nur gesprochen hast, um mich zu ärgern?“ Er verdrehte 
ihr die Arme, so daß sie aufschrie. 
„Lassen Sie mich los, oder ich beiße!“ 
Er lachte. 
Ich spucke Ihnen ins Gesicht.“ 
Wieder lachte er und verschränkte ihr die Arme noch mehr. 
Jetzt führte sie ihre Drohung aus. Im nächsten Augen— 
blick hatte der Arbeiter sie losgelassen und ihr eine Ohr— 
feige gegeben. Dieser Schlag war der roheste Ausdruck 
— 
Augenblick so, als wollte sie laut ausheulen. Sie besann 
sich aber. Sie keuchte sörmlich, so arbeitete ihre Brust. Ein 
Zug abstoßenden Hasses zeigte sich in ihrem Gesicht. Sie 
ballte die Faust, dann preßte sie hervor: „Warten Sie nur, 
diesen Schlag werde ich nicht vergessen, den sollen Sie von 
einem anderen wieder bekommen. Passen Sie nur auf!“ 
Kaulmann wurde wieder zärtlich. So weit hatte er 
nicht gehen wollen, aber weshalb mußte dieses verzogene 
Frauenzimmer ihn auch dazu treiben? „Rosa — es war 
grob von mir, ich bitte ab. Gib mir deine Hand zur Ver— 
söhnung, und ich schwöre dir, ich will dich von jetzt ab 
anders behandeln. Ich will auch keinen Schnaps mehr 
—DDVDD0 
was ich von dir verlange.“ 
„Aha, so wird man wieder liebes Kind? Psfui! — 
Ahe!“ Sie spie vor ihm aus. Dann zeigte sich wieder die 
ganze schillernde Laune eines bereits zum Raffinement hin⸗ 
neigenden Mädchens. Sie lachte laut und übermütig.
	        
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