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ung, aber du wirst doch auch mal eines Tages an einen
Mann denken müssen —.
Sie ließ ihn nicht ausreden, sondern antwortete gleich
mit ihrem alten Lachen, und zwar diesmol so übermütig,
daß sie sich dabei auf einen Sluhl setzen mußte. Sie warf
die Beine förmlich in die Luft, trampelte auf den Fuß—
boden, so vortrefflich amüsierte sie sich. Sie kreischte und
kicherte, daß ihr jast der Atem ausging und sie sich, einen
Augenblick innehaltend, an die Seite faßte, als verspürte
sie da plötzlich Stiche. „Das ist gelungen. Nein, wirk-
lich gelungen! Ich soll Frau Kaulmann werden ? Das
müßte Frau Knabe wissen, die würde sich auf die Erde
legen vor Lachen. Ich, Frau Kaulmann! Na, wenn das
noch nichts ist, dann gibt es überhaupt nichts Schöneres
auf der Welt. Ich, einen Arbeiter heiraten, um womöglich
mehr Prügel und Fußtritte zu bekommen, als Essen und
Trinken? Nee — ich habe genug davon. Da müßten erst
die Budiken und der Schnaps nicht mehr sein.“ Sie stand
auf und drehte sich in ihrer vergnügten Stimmung singend
im Kreise herum. Ohne daran zu denken, daß sie den Kessel—
schmied durch jedes Wort, durch jede unschöne Bewegung
ihres Körpers immer mehr erregen und die rohe Natur
in ihm mit Gewalt erwecken würde, plapperte sie weiter,
indem sie wie zur Betonung jedes Wortes langsam in die
Hände klatschte: „Wenn ich dann Sonntags frei habe —
schaffe ich mir einen Bräutigam an — lasse mich aus—
führen — gehe tanzen — sorge für einen neuen Hut —
kaufe mir Oyrringe — eine schöne Brosche und Halskette —
dazu Maikäferschuhe und Glacésandschuhe — ätsch, das
soll eine Freude sein! Wenigstens wird man sich dann ein⸗
mal ordentlich satt essen können.“
Jetzt sang sie laut ein bekanntes Vorstadtlied:
„Fritz, bleib hier, du weißt ja nicht, wie's Wetter wird,
Fritz, bleib hier, du weißt ja nicht, wie's wird.,
Kaulmann erhob sich und trat auf sie zu. Er ver—⸗
schränkte ihr die Arme auf dem Rücken und hielt sie fest.
Du bist ja ein recht nettes Kätzchen,“ sagte er. „Do⸗ hätte