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ũberraschte, pflegte er über die Karikaturen an der Wand
laut aufzulachen und seine Frau zu rufen. Ida kam dann
hinzu und lachte weidlich mit, so daß die weißen Zähne zu
sehen waren.
„Aus dem Jungen wird was,“ sagte der Eisendreher
bei derlei Gelegenheiten, und Ida meinte, daß man ihn
ja „Maler lernen“ lassen könne.
Das waren Zeiten, als Merk noch regelmäßig des Sonn⸗
abends seine acht Taler nach Hause brachte und niemals
daran dachte, je arbeitslos zu werden. Wenn Merk in den
letzten Wochen mit niedergeschlagener Miene heimkehrte
und Ida einen Blick auf sein Antlitz warf, wußte sie genug.
Sie sah schweigend auf ihren Mann, der sich schwer auf
einen Stuhl niederließ. Nach Verlauf einiger Minuten
pflegte sie leise auf ihn zuzutreten, um ihn mit der ganzen
Aufrichtigkeit eines liebenden Weibes zu trösten. „Richard,“
sagte sie dann, „laß den Kopf noch nicht hängen; wenn
nicht anders, gehe ich wieder als Poliererin, und du weißt,
ich verdiene immer noch mein Geld dabei.“
Merk lachte darauf gewöhnlich kurz auf und erwiderte
in seiner erregten Stimmung: „Rede mir nicht so was !“
Seine Frau wieder nach der Fabrik arbeiten gehen? Das
wäre etwas für ihn gewesen! Man durfte ihn darin nicht
mit seinem Freund und Kollegen Ludwig Jakob ver—
gleichen, oder irgend einem anderen, der sein Weib wie ein
bloßes Lasttier betrachtete, daß sich für ihn plagte, wo er
der starke Mann, nichts weiter zu tun wußte, als die Hände
in den Schoß zu legen. Dazu hatte er seine Frau zu lieb
als Mutter seiner Kinder. Eher wollte er Steine klopfen
gehen, oder wer weiß was tun.
Ida hatte einen schweren Gang vor sich. Sie wollte
ihre Schritte nach einem jener dumpfen Räume lenken,
wo den Armen und Elenden blankes Geld gegen ihre Hab⸗
seligkeiten lacht. Man hatte kein Brot im Hause, am andern
Tage war Sonntag, da mußte man sich doch seit langer
Zeit wieder einmal für die Woche satt essen, und den
Kindern ein Stückchen Fleisch auf den Teller legen. Merk