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Sechstes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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Ich werde ihm helfen, wenn er nicht bald macht, daß er 
sortkommt.“ 
Rosa zeigte eine ganz verblüffte Miene. Sie hatte 
den Kesselschmied noch niemals in dieser Verfassung gesehen. 
Na,“ rief sie — „was soll denn das beißen? Sie 
drücken mir ja die Hand entzwei.“ Sie i sich los und 
faßte nach dem Gelenk, das ihr noch Schmerzen verursachte. 
Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen tund ihr Gesicht 
zeigte jetzt einen weniger als freundlichen Ausdruck. 
Zipfel und Joachimsthal waren nach vorn in die dunkle 
Schänkstube gegangen, und Rosenstiel war ihnen gefolgt. 
Der bucklige Kolporteur nahm seine Mappe vom Boden 
auf und trottete mit einem: „Adjes, es heißt wieder die 
Treppen steigen, um Groschen einzuheimsen,“ von dannen. 
An der Tür drehte er sich noch einmal um und rief zurück: 
„Fräulein Rosa, wollen Sie das vierundsiebzigste Heft 
gleich mitnehmen? Sie sind aber von voriger Woche noch 
rückständig mit der Zahlung.“ 
Sofort veränderte sich die Miene Rosas. „Herrje — 
Herr Zappel, gewiß, her damit!“ In einem Atem fuhr sie 
fort: „Ich bin so gespannt auf die Geschichte, ich kann es 
Ihnen nicht sagen. Jetzt muß doch eigentlich bald das 
Ende kommen, wo das Fabrikmädchen Frau Baronin wird. 
Na, wissen Sie, Herr Zappel, die kann man beneiden.“ 
Zappelius stellie seine Mappe wieder auf den Stuhl 
und erwiderte mit schmunzelnder Miene: „Ei, mein Kind, 
wer weiß, was noch alles kommen kann.“ Dabei wühlte er 
in seiner, Literatur“ und langte das gelbe Heft hervor. 
Rosa wurde ganz fidel. „Meinen Sie nicht auch, Herr 
Zappel? Ach, wissen Sie, das muß ein herrliches Leben 
sein, so nichts tun zu brauchen, in der Equipage zu fahren 
und den ganzen Tag Frau Baronin zu spielen. Na, viel⸗ 
leicht komme ich bald zu einer in Dienst, dann werde ich 
wenigstens genauer erfahren, wie es da hergeht.“ Sie 
trällerte und drehte sich ein paarmal im Kreise herum, so 
daß das lange blonde Haar sie umflatterte. 
Kaulmann fing jetzt an zu poltern. „Verdreh' doch dem
	        
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