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mung, die das Verweilen in dieser Gesellschaft in ihm her⸗
vorgerufen hatte. Des Kesselschmieds Augen ruhten un⸗
verwandt auf ihm und zwar mit einem spöttischen Aus⸗
druck, als wollte ihm der Lange fortwährend zurufen:
„Siehst du, wenn wir wollten, könnten wir dich grünen
Jungen für dein großes Maul in der Gartenstraße gehörig
aufziehen und mit dir Fangball spielen.“
Einmal flüsterte der lange Kesselschmied seinem Nachbar
etwas zu, was im innigsten Verhältnis zu Felixens Außerem
stehen mußte, denn lautes Gelächter erschallte, und aller
Blicke richteten sich auf Serenens Liebling.
Dann sagte der Kesselschmied mit Absicht laut: „Ich
sollte mal sehen, wenn er der Rosa übers Gesicht fährt und
sich gewisse Dinge erlaubt. Er sollte in meiner Hand wie
ein Hampelmann zappeln.“ Dabei warf er dem zukünftigen
Rankier wieder einen seiner nichtswürdigen Blicke zu, die
diesen in Verlegenheit setzten. Rosenstiel spielte den Dum—
men und tat so, als hörte er nichts.
Papa Zipfel fuhr dann, zu Joachimsthal gewandt, in
seiner Erzäͤhlung fort:
„Ich sage Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor, Herr
Rentel, unser beiderseitiger Hauswirt, sollte nur wissen,
was für Mühe dazu gehört, daß in diesem Hause alles nach
dem rechten geht. Ich wohne ja dafür mietefrei, aber ich
arbeite das auch gründlich ab! O, berichten Sie das ge—
fälligsft dem Herrn Rentel und legen Sie ein gutes Wort
für mich ein. Inniges, aufrichtiges Mitleid für unsere
Mieter läßt mich so manches ertragen, wofür man oft nur
Undankbarkeit erntet.“ Herr Zipfel bekam einen jener ge—
fühlvollen Anfälle, in denen er sich wie ein wirklicher und
wahrhaftiger Menschenfreund vorkam. „Wenn Sie etwas
für die Kinder der beiden Familien tun könnten, so ver⸗
suchen Sie alles aufzubieten, was in Ihren Kräften liegt.
Sie sind ein Mann der Presse, Sie sind in ganz Berlin be—
kannt, Sie vermögen viel.“
Die Tür hatte sich geöffnet, und Rosa, eine Flasche in
der Hand, war eingetreten.