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Dreizehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

118 — 
Serenens Liebling kam seinem würdigen Onkel gerade 
recht. Joachimsthal faßte Felix unter und zog ihn mit 
sich fort der Stadt zu. 
Eine Weile sprachen beide nur abgerissene Sätze, die nie 
vollendet wurden, weil Joachimsthal alle Augenblicke 
stehen blieb und einer vorübergehenden, von ihm gekannten 
Person in den Weg trat, nur um ihr die Hand zu drücken 
und sie aus einem ihm selbst unbekannten Grunde, seiner 
unausstehlichen Art folgend, aufzuhalten. 
Endlich brachte es Felix doch so weit, ihn ganz für sich 
zu behalten. 
Während fünf Minuten stellte Joachim darüber Be— 
trachtungen an, ob es nicht besser wäre, Madame Serenens 
Geldschrank abermals in Anspruch zu nehmen, um dadurch 
sein Stillschweigen über eine gewisse heikle noch nicht ganz 
aufgeklärte Sache wiederum zu verkaufen, als ihm ein⸗ 
fiel, daß er eigentlich noch zwei höchst wichtige Aufträge zu 
erledigen habe. Erstens hatte ihn Herr Rentel, der Wirt 
seines Hauses, dem er für das vergangene Quartal noch die 
Miete schuldete, gebeten, nach dessen Hause in der Gerichts- 
straße zu pilgern, um gründliche Erkundigungen über die 
Totschlagsgeschichte, von der man bereits in allen Zei— 
tungen Notiz genommen hatte, einzuziehen. Er fühlte sich 
umsomehr dazu verpflichtet, als er demnächst die Ver— 
lagstätigkeit seines Hauswirtes in Anspruch zu nehmen ge— 
dachte. 
Zweitens hatte ihn seine Gattin mit der Mission be— 
traut, in irgend einem Gesindevermietungs-Bureau ein 
neues Hausmädchen zu mieten. 
Derartige Geschäfte gehörten nun einmal zu der Bürde, 
die Herr Joachimsthal geduldig ertragen mußte. Und 
er tat es gern, trug es doch dazu bei, seiner lieben Frau 
das Leben so viel als möglich zu verschönen, und sie von 
der gemeinen Prosa des Daseins fernzuhalten. 
Felix Rosenstiel war nicht abgeneigt, ihn nach dem 
Familienhause in der Gerichtsstraße zu begleiten, dessen 
Bewohner er aus seiner Tätigkeit bei Onkel Laib nur zu 
genau kannte.
	        
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