sonders hervor. Sie hatte dasselbe kastanienbraune Haar
wie diese, denselben kleinen Mund, dieselbe zierliche Nase,
denselben ovalen Schnitt des Gesichtes und auch dieselben
schalkhaften Grübchen in den Wangen. Und wenn sie den
Kleinen im Arme hatte, mit ihm schäkerte und dabei lä—
chelte, zeigten sich auch dieselben Perlenzähne der Mutter.
O, wenn man nur hineinsteigen wollte, in die Arbeiter⸗
viertel Berlins, um zu sehen, wie viel solcher kleinen, un—
schuldigen Hausmütterchen es gibt, deren einzige köstliche
Puppe das hilflose Geschwisterchen ist, das sie auf ihren
Armen tragen, mit dem sie spielen und scherzen. Magda
war der Typus einer solchen kleinen Hausfrau, der die Ge—
meinheit des Daseins es später meistens verwehrt, es in
Wirklichkeit zu werden.
Ida warf sich ein Tuch um die Schultern und machte
sich zum Ausgehen bereit. Dabei dachte sie an ihren Mann.
Seit zwei Monaten hatte der Eisendreher Merk keine Be—
—E
des Oranienburger Tores massenhafte Arbeiterentlassungen
stattgefunden. Das waren die Nachwehen der goldenen
Zeit des Gründens und des Schwindels, die auf Jahre
hinaus ihre Schatten in die Zukunft warfen. Während
dieser acht Wochen war Merk von der Straße nicht herunter⸗
gekommen. Er fragte in allen Fabriken an, er sprach in
sämtlichen Werkstätten vor, wo er ir zend bekannt war und
glauben durfte, daß man ihn bei Veder nicht abweisen
würde. Frühmorgens um sechs, wenn die Expeditions⸗
lokale jener Zeitungen, in deren Inseratenteil die meisten
Arbeitsannoncen zu finden waren, geöffnet wurden, stand
er bereits auf der Straße, im dichten Haufen jener Stellen⸗
suchenden, die neugierig die Spalten der noch halbfeuchten
Blätter durchflogen, um entweder enttäuscht langsam von
dannen zu gehen, oder mit hastigen Schritten dem Orte
einer aussichtsvollen Stellung zuzusteuern. Vergeben?,
die Bemühungen des Eisendrehers waren nie von Erfolg
begleitet. Im Gegenteil, der Blick in die Zukunft wurde
immer trüber. Die großen Fabriken entließen mehr Leute