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heute warst du es wieder, aber ich trinke keinen Tropfen
mehr. Ich sage dir, alter Schuft, keinen Tropfen mehrl“
Dabei wankte er, als wäre er vollständig betrunken.
„Oho, Grünschnabel! Was soll das heißen? Wer ist
dein Schuft ?
Der alte Eisendreher erhob sich ebenfalls, dabei warf
er seinen Stuhl um, so wenig aufrecht vermochte er sich
zu halten.
Zu gleicher Zeit standen auch die anderen auf, die einen
Krakeel befürchteten.
„Ruhig, Merk, setz' dich, du bist erregt.“ — „Jakob,
nimm deinen Platz ein, mach' keine Geschichten,“ rief man
ihnen zu. Zipfel trat vor und beschwichtigte mit seinen be⸗
kannten Worten: „Nur nicht grob sein, immer leise, ohne
Aufregung,“ während Herr Düstergang, das Argste be⸗
fürchtend, seine Sachlichkeit zu wahren versuchte, indem
er die Nähe des kleinen Tisches an der Tür aufsuchte.
Merk schien darauf wirklich auszugehen, einen Skandal
zu machen
„Laßt mich, sage ich, ich weiß, was ich spreche. Ich bin
ein Tölpel gewesen, meinetwegen nennt mich auch ehr—
los. Ich habe meiner Frau geschworen, nichts mehr zu
trinken, und doch habe ich es getan. Was wird sie sagen,
wenn ich heraufkomme? Aber er hat mich wieder überredet.“
dudwig Jakob lachte laut auf und stützte sich auf den
Tisch.
„Er plärrt wie ein Junge von zehn Jahren, der zum
ersten Male eine Zigarre geraucht hat. Er hätte mir ja nicht
folgen brauchen. Aber ihr alle wißt, daß wir es gut ge—
meint haben, wenn wir ihm hier spendierten und ihn
mit offenen Armen empfingen, während andere vielleicht
bei ihm vorbeigegangen wären.“
Mit einem Ruck stand Merk wieder auf.
„Wa—as? Das wagst du Söffel mir zu sagen?“ Er
faßte die Platte des Tisches, als wollte er sie somt der
ganzen Gesellschaft zur Decke schleudern.
„Jakob, halt' dein loses Manl!“ fiel der Kesselschmied ein.