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noch immer zaghaft schien, mit sich ziehend, sagte er stam—
melnd vor Trunkenheit: „Sei kein Narr, alter Junge, wer
von uns wird dir was nachreden! Du solltest uns doch
besser kennen.“ Dann schrie er: „Heda, Kinder, kennt ihr
den noch? Da ist er wieder. Aber er schämt sich, der brave
Kerl, der immer die Ehrlichkeit selber war !“
„Hollah, Merk — wahrhaftig, Merk ist's! Das ist
recht, daß du zuerst deine Bekannten begrüßt!“
Man erhob sich und stürmte auf ihn ein, um ihm die
Hand entgegenzustrecken.
Papa Zipfel war vor den Ladentisch getreten und
raunte den anderen zu: „Es ist besser, wir halten ihn vor⸗
läufig hier fest und sagen ihm nichts von dem, was da oben
vorgeht. Das könnte die übelsten Folgen haben, wenn
—
glücklich vorüber ist, ist die Freude um so größer.“
Man nickte verständnisvoll, und Herr Theodor Düster⸗
gang gab zurück: „Das wäre allerdings ein eqsus malus, der
als ein Exemplum für die Tolgen eines Nporbereiteten
Wiedersehens gelten könne ßte cUag aufbieten —
aber verlassen Sie sich auf mi mein lieber Herr Zipfel.
Als ich noch am Kreisgericht Londeberg war, erlebte
ich einen ganz ancogen Fall, vertehen Sie, obendrein
in meiner eien Wollen Siꝛ tir noch ein neues
Gläschen⸗ das fünsto,
Got! tet iner ViertelLunde fünf Große?“
meinte Zapper genonmnt Tappelius, zu seinem Nachbar,
Thomas Fritze. „Na, der Linksanwalt kann so bleiben!“
Man hatte dann wieder Platz genommen. Merk saß
in der äußersten Ecke des Gewölbes, geradeüber von Lud⸗
wig Jakob. Aller Augen waren auf ihn gerichtet, als er⸗
wartete man, daß er nun seine Erlebnisse im Gefängnis
zum besten geben würde. Zipfel hatte ein Glas Schnaps
vor ihn hingestellt, das er aber zurückschob. Es fiel ihm
plötzlich ein, daß er seiner Frau geschworen hatte, nie mehr
Spirituosen über seine Lippen zu bringen.
Die anderen hatten ihre Gläser erhoben, um mit ihhm