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Plötzlich kam Zappel, der Kolporteur, mit einer riesigen
Mappe die Hintertreppe heruntergekeucht.
„Ah, Zappelius riecht auch die Wärme,“ rief der Kefsel—
schmied ihm entgegen und rückte einen Stuhl weiter.
Zappel hatte gleich eine Neuigkeit vorzubringen. Er
sei eben oben bei Merks vorbeigegangen, ob man denn
wisse, was da vorgehe? Die Frau schreie so jämmerlich,
daß die Steine sich erbarmen müßten. Es sei etwas Kleines
unterwegs, aber die Dinge stünden sehr schlecht.
„O, der beklagenswerte Mann,“ fiel der große Volks—
anwalt ein. „Er ist sehr zu bedauern, der arme Merk.
Hätte er sich nur an mich gewandt, ich hätte a priori seine
Sache vortrefflich geführt.“
Jetzt hörte man Stimmen vor der Tür, die nach der
Straße ging. Es hatte den Anschein, als sprächen zwei
Männer sehr laut, von denen der eine den anderen zu über⸗
reden suchte. Gleich darauf stolperten schwere Tritte die
Treppe herunter, und Jakob trat mit Merk herein. Der
Alte hatte einen Blick nach der Straße getan und den
lungen Eisendreher dabei abgefangen, als er gerade in
den Torweg treten wollte. Merk kam direkt aus dem Ge⸗
fängnis. Er trug seine alte Kleidung, in der man ihn immer
aus⸗ und eingehen sah. Sein Gesicht sah bleich und etwas
eingefallen aus, während sein Blick finster wie niemals war.
Er wollte zuerst nicht mit herunterkommen, Scham und
die Sehnsucht nach seinen Lieben hatten ihn zurückgehalten.
Als Jakob aber eindringlich gesprochen hatte und ihm die
— DDDDDDDD
gegeben. Überdies fühlte er große Sehnsucht, nach vier
Wochen wieder irgend einer befreundeten Person die Hand
zu drücken und ein paar Worte auszutauschen. Man hielt
ihn also doch allem Anschein nach nicht für das, was er
sein sollte. Da winkte ihm das erwärmte, erleuchtete
Zimmer, da fühlte er sich wieder als Mensch Menschen
näher gerückt.
Als er eingetreten war, trat einen Augenblick Stille
ein. Dann brach Ludwig Jakob den Bann. Merk, der
Mar Qretzer, die Berkommenen. 7