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Fünftes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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Rosa noch einmal zu der Alten —! 
die Faust !“ 
Na, Gott lenke mir 
Das war ein Thema, über das ein jeder seine Ansicht 
in der derbsten Weise äußern konnte. 
Jakob wollte sogleich sehen, ob sein Mädel wieder unten 
im Keller sitze. Er würde ihr die Knochen im Leibe zer— 
brechen. Er stand auf und wankte nach dem Hof hinaus. 
Während seiner Abwesenheit ging am runden Tisch das 
Kannegießern weiter. Zipfel mußte am meisten dabei 
herhalten. Wenn er die Sippschaft da unten nicht bald 
zum Hause hinauswerfen würde, müßten die anständigen 
Menschen ziehen. Dann wollte man durchaus von Herrn 
Theodor Düstergang erfahren, wer dieser vornehmeHalunke 
eigentlich sei. 
„Es wird auch Zeit,“ sagte der Kesselschmied, „daß end⸗ 
lich die ganze Gesellschaft auf den Kopf gestellt wird und 
wir einmal ans Ruder kommen.“ Jedenfalls sei das wieder 
ein reicher Tagedieb gewesen, der sich durch sein Geld alles 
erlauben dürfe. Wenn er so einen Wicht mal unter seine 
Finger bekäme, dann würde er ihm einen Denkzettel geben, 
daß er sich die Mädchen wo anders aussuchen solle, als 
nur unter den Arbeiterinnen, die natürlich immer noch 
gut genug wären, um dem Pack in Glacéhandschuhen ein 
paar süße Stunden zu bereiten. 
„Der Halunke tut, als ob er in seinem Leben noch. 
nicht Jakobs Rosa mit den Augen verschlungen hat,“ er⸗ 
tönte Zipfels Stimme vom Ladentisch herüber. „Na, sei 
man gut, Langer, wenn du am Ruder wärst, würde die 
Welt einen Faulenzer mehr haben, der seine Glieder nach 
der Decke streckte. Du siehst mir gerade so aus, als wenn 
das Arbeiten deine liebste Beschäftigung ist!“ Man lachte, 
und Kaulmann hätte am liebsten sein Glas Zipfel an den 
Kopf geworfen, wenn er nicht befürchtet hätte, daß sein 
Kredit hier unten ein Ende erreicht haben würde. 
Die Gläser wurden immer aufs neue gefüllt, und nach 
und nach fühlte man sich in leidlich geheizter Stimmung
	        
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