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Fünftes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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rauhe Luft heute, meine Herren,“ wandte er sich an seine 
Umgebung. „Legt sich leicht auf das Gemüt, eine der— 
artige Witterung, und macht den Menschen recht mißge⸗ 
stimmt; tritt gewöhnlich immer Husten und Schnupfen bei 
mir ein, a posteriori. Bitte noch um einen kleinen 
Pfefferminz, Herr Zipfel, ja?“ Mit einer großen Arm— 
bewegung langte er das Glas nach dem Ladentisch 
hinüber. 
„Habe überhaupt heute einen recht traurigen casus ge⸗ 
habt, der mich unangenehm berührt hat. Entsinne mich 
wirklich nicht, seit den letzten Jahren in meiner Praxis 
etwas derartiges aktuiert zu haben.“ Der berühmte Volks⸗ 
anwalt und Gelegenheitsdichter des Weddingviertels wurde 
bereits mit einer Aufmerksamkeit behandelt, die seine ganze 
geistige Überlegenheit diesen Arbeitern gegenüber kenn⸗ 
zeichnete. 
„Da bin ich neugierig,“ meinte der Schlosser. 
Düstergang machte eine Kunstpause, zog den Sommer— 
überzieher so weit wie möglich zusammen und fuhr dann 
fort: „Soll da die Rechte einer bedauernswerten, jungen 
Mutter vertreten, die unverheiratet von einem vornehmen 
Herrn verführt worden ist und todkrank an der Schwind⸗ 
sucht darniederliegt. Sie wissen, meine Herren, es ist Wilkes 
älteste Tochter Klara, hinten im Hof parterre links.“ 
„Ah“, tönte es am Tisch. Das habe man immer gedacht, 
daß da etwas nicht richtig sei. 
Dustergang fuhr abermals fort: „Sie geht als Falzerin, 
dieses Mädchen, und zwar liegt hier, wie schon erwähnt, 
ein ganz eigentümlicher Fall vor. Ich will nichts gesagt 
haben, aber eine sonst sehr ehrwürdig aussehende Frau, 
die des Abends mit Streichhölzern handelt, spielt eine 
Rolle in dieser ganz aktuellen Geschichte. Ich warne Sie, 
meine Herren, die Sie Töchter haben. Aber ruhig, ich will 
bei Leibe nichts gesagt haben.“ 
Ludwig Jakob schlug abermals auf den Tisch, dann 
brüllte er los: „Ich sage dir, Kaulmann, wenn meine
	        
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