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nähere Auskunft unten bei Herrn Zipfel, der Sie über
meine Sprechstunden informieren wird.“
Diese „Sprechstunden“ pflegte Herr Theodor Düster⸗
gang überall abzuhalten, nur nicht in seiner Wohnung, was
bei seiner ausgebreiteten Bekanntschaft mit Destillationen
und Schankstätten aller Art nicht zu verwundern brauchte.
„Heda, Herr Rechtsanwalt!“ schrie ihm heute der lange
Kesselschmied entgegen, als Düstergang in seiner gewohnten
Weise händereibend in das Lokal trat, einen „Guten Abend,
meine Herren!“ mit seiner verrosteten Stimme bot und
mit Hut, Schirm und Papierrolle den kleinen Tisch neben
der Tür belegte.
„Ah, der Herr Rechtsanwalt!“ fiel Herr Zipfel freund⸗
lich lächelnd ein, mit der Genugtuung eines Wirtes, der
da weiß, daß jetzt am StammH- ꝛin Mann seinen Platz
einnehmen würde, der vortraeft! zur Unterhaltung der
abrigen Gäste beizutragen pflegte.
„Mach' doch Platz, Waschbär,“ raunte Thomas Fritze,
der Schlosser, einem neben ihm sitzenden Maurer zu und
gab ihm dabei einen kleinen Rippenstoß.
Ludwig Zckob schlag aus den Tisch, so daß die Gläser
klapperten.
„Zipfel, was ist das für'ne Wirtscheit? Noch ein
Nordlicht mi. Mor enrot. Man dürstet sich ja die Kehle
trocken nach eervbeornade, die S 0 hatte, um
ein ganzes Sce
„Geh' nach der D dir hier nicht
jichmeckt !“ gab der dickec Vad— rẽ hrend ZNaulmann
meinte, das würde jedenfalls noch früh genug „ommen.
„Halt deine Zähne, Männeken!“ ries Iakob und gab
dem Kesselschmied einen Schlag auf die Schultern. Dann
fing er laut an zu gröhlen, rück?“ die Mütze schief und legte
sich weit auf den Tisch hinüber.
„Ein Schnäpschen, Herr Zipfel, und eine Zigarre, wenn
ich bitten darf, praeter propter zu fünf Pfemigen!rief
Herr Theodor Düstergang nach dem Schanktisch hinüber
und setzte das Händereiben fort. „Recht unangenehme