Zur dritten Auflage
Als Christus ward ans Kreuz geschlagen,
Da hoörte sterbend man ihn sagen:
„Es ist vollbracht.“ Der Himmel wurde finster,
Und in dem fahlen, blutgetränkten Ginster
Erstarb der Blumen frische, bunte Pracht.
HDerstummt war rings der Vögel heller Sang,
Der noch zuvor der Knechte Hohn durchdrang.
Der letzte Stern erlosch, die Welt war Nacht.
Drauf stand die Erde still. Das Leben schwand,
Und alles starb, was Gottes Forn gekannt.
Das Blut des Heilands ward zur hellen Flamme,
Die feurigrot sich nährt am Marterstamme.
Und lodernd über kleinlichem Gewimmel
Ragt' schreckhaft groß das Kreuz zum Himmel.
Der Geist entfloh. Am weltenöden Schacht
8 brünstig betend noch Maria Wacht.
ie Liebe blieb! Wenn auch im UKreis umher
Die Welt nur starrte als ein Cotenmeer.
Doch Aschefunken, die das Kreuz durchglühten,
Herweht vom sanften Wind, — sie trieben Blüten
Die „Heilandsaugen“ wuchsen aus der Erde,
Ihr Duft verkündete ein neues „Werde“:
Die heiße Frucht vom GolgathaErbarmen,
Ein Ostern für die Elenden und Armen!
Charlottenburg, im September 1899.
—X
Kre