zehn Jahren, das ohne Selbstheuchelei und
ohne ein falsches Gefühl mit einer wunderbaren
Klarheit und Sicherheit seinen Weg suchte,
dabei seine große Leidenschaft kannte und
wußte, welche Gefahren ihr durch sie drohten.
Zwingend und unerbittlich gab sie sich mit
einer selbst bei erfahrenen Frauen seltenen
Schärfe über jedes Erlebnis, über den ge-
ringsten Vorgang in ihrem Leben und seine
Wirkung Rechenschaft; kämpfte fortgesetzt
gegen die Einflüsse der Mutter, unter denen sie
litt, und denen sie mehr als einmal zu unter-
liegen glaubte. Aber immer von neuem erwies
sich ihr Wille zum Leben zu stark, als daß die
Furcht vor dem schließlichen Unterliegen sie
zum äußersten getrieben hätte. Sie war ent-
schlossen, zu leben. Wie, war die Frage,
auf die sie unter Helldorfs Leitung nunmehr
selbst die Antwort finden sollte.
„Wissen Sie auch, daß die Lösung für
manche für den ersten Blick unverständliche
Handlungen auf die Liebe zurückzuführen ist?“
fragte Helldorf.
„Ja, denn ich glaube, daß, wer sich gegen
die Liebe nicht schützen, auch seine Grund-
sätze nicht bewahren kann.“
„Und doch können Sie die Liebe nicht aus-
schalten. wenn Sie das Glück suchen.‘
„So dürfte man also keine Grundsätze
haben ?“%
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