Dieser naive Herr Krohn aus Berlin hat mich
verwirrt gemacht. Jetzt verstehe ich’s, Er oder
der Priester! Einer ist es gewiß. — Eine Ver-
brecherbande!“ dachte er. „Aber gewandt sind
diese Gauner. Man muß es ihnen lassen. Und
erfinderisch. Sie sündigen und stehlen, und
der Bestohlene glaubt sich hinterher noch be-
reichert. Und da die ganze Welt in letztem
Grunde aus Schwindel und Selbstbetrug be-
steht, so scheint mir, daß diese Art Humbug
noch die rationellste ist.‘
Hilde war nach dem Besuch des Bischofs in
festlicher Stimmung. Manche Furche hatte das
Leben gezogen, und sie schien nicht jünger als
ihre Jahre. Jetzt aber verschwand das alles
hinter dem Schimmer eines stillen Glücks, das
sie wie ein heiliges Geheimnis in ihrem Herzen
trug. Wenn sie jetzt heiter blickte, war es wie
das Lächeln eines Kindes, dem Traum und
Leben noch eins bedeuten. Wer sie so sah,
dämpfte unwillkürlich seine Stimme, und wer
von den Kranken im Hause ungeduldig und
mürrisch wurde, den beschämte sie durch ihre
gleichmäßige Ruhe, mit der sie sich immer
gütig und zufrieden mit allem beschied. Und
sie hieß bald in aller Munde nur noch: „Unser
liebes Kind.“
Aber hinter dieser stillen Ergebung in den
Willen Gottes lag ein lautes Glück. Sie sah
in dem Kinde, das sie, die strahlendste aller
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