Aber trotz dieser Selbstquälereien blieben die
mystischen Vorstellungen bestehen. Ja, sie
nahmen zu. Dazu kam, daß in den Träumen
die Erinnerungen an die schwarze Messe
wiederkehrten. Selten zwar, und dann ohne
Kämpfe und Leidenschaft. Und was das we-
sentliche war: weder sie noch der Priester
nahmen jetzt mehr an diesen Vorgängen teil,
und die Bilder, die sie damals bis zum Abend
mit sich herumtrug, die schwer auf sie drückten,
schwanden aus ihrem Gedächtnisse, sobald sie
erwachte, und sie kehrten auch den Tag über
nicht wieder.
Sie quälte sich jetzt viel mit körperlichen Be-
schwerden. Das lenkte von anderem ab und
beruhigte die Ärzte. Jedenfalls mehr, als es sie
besorgte, bis sie eines Tages erkannten, daß sie
Mutter wurde. Keiner wagte es ihr zu sagen,
Krohn war dem Wahnsinn nahe. Er ließ sich
tagelang, nicht sehen. Und so sehr er sich
mühte, er fand keine Erklärung und glaubte
an ein Verschulden Hildes, zum mindesten an
eine Unaufrichtigkeit,. Dennoch ließ es ihm
keine Ruhe, und er fuhr zum Bischof.
Der erkannte sofort den Zusammenhang.
Krohn sah in seiner Bestürzung, daß er um
Hilde besorgt wie ein Vater war, nur gütiger.
Denn kein böses Wort kam über seine Lippen.
„Sie fragen mich, was man ihr sagen soll?
Wollen Sie es ihr etwa zitternd und schonend
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