der Ruf eines neuen Lebens an ihr Herz drang,
den Frieden. Sie faltete die Hände und betete
für ihre Knaben. Dann nahm sie Abschied.
Und als sie durch den Park schritt, begleitete
sie noch lange der Gesang, der wie ein Chor
von Engeln durch die offenen Fenster der Ka-
pelle in den Abend tönte.
VIL
Mehrere Tage dauerte dieser Freudenzustand,
in dem Hilde ganz unter dem Eindruck der
Marquiser Erlebnisse stand; in dem sie vergaß,
was war und nicht mehr darüber nachdachte,
was werden sollte. Die dunklen Träume blieben
aus, und sie lebte des Nachts eine Heilige unter
Heiligen. Am Tage ging sie verträumt umher.
Sie machte den Eindruck — und ihr selbst
war so — als wenn ein zarter Schleier über
sie gebreitet läge, an dem alle Rauheit des
Lebens abglitt. Milde, nachsichtig und gütig,
wie sie selbst war, erschienen ihr nun auch die
Menschen, an deren Härten sie sich so oft ge-
stoßen hatte. .
Aber Professor Dupuy hatte recht.
„Ich teile Ihren Optimismus nicht, lieber Herr
Krohn — glauben Sie mir, ich täte es gern, aber
ich kenne das. — Die Reaktion kommt. Sämt-
liche Bischöfe der Welt können hier nicht
wieder gut machen, was eine Mutter verdorben
hat. Es sei denn, daß sie ständig in diesem
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