vom Bischof erwartet hatte, so lautete die Ant-
wort: Zunächst eine Anzahlung; dann Beichte,
Buße, Abendmahl.
„Wir urteilen eben alle, ohne eine Ahnung
zu haben“, sagte er sich. „Es ist so leicht,
sich mit Spott und ein paar höhnischen Worten
über etwas hinwegzusetzen, ohne in das
Innere gedrungen zu sein. Macht euch die
Mühe und seht hinein! Ich glaube nicht, daß
Sich viele wieder heraussehnen werden. Dann
urteilt! — Aber nein. Wozu denn? Dazu
eben besteht ja das liberale Bürgertum, das
sich mit seinem erhabenen Fortschrittsgeist
über alles hinwegsetzt, womit sein Durch-
Schnittsverstand nichts anzufangen weiß, und
wo die liebe Seele — ach, ja, ich vergaß, die
hat das liberale Bürgertum ja abgeschafft und
an ihre Stelle die Vernunft gesetzt. Ergo: die
Seele, sie existiert nicht mehr.
Hätte dieser Bischof auf Krohns Zeilen statt
mit der Seele etwa mit dem Verstand reagiert:
über tausend Erwägungen und Bedenken wären
‚Wochen vergangen. Dann hätte er zur Feder
Begriffen und: ein langes Kriterium verfaßt, es
an den Papst gesandt zur Begutachtung, ob
in diesem Falle ein Eingreifen der Kirche wohl
Noch möglich sei. Der hätte usw, Und in der
Zwischenzeit wäre Hildes Geist vor Unruhe
und Ungewißheit längst umnachtet,
Der Bischof war nicht liberal. Er war so
unmodern und hatte eine Seele. Und so kam’s,
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