kleinen Krohn die zitternde Hand entgegen;
der schmale, klapprige Körper wackelte un-
aufhörlich:
„Versprechen Sie mir, Sie sind Hildes Freund,
Sie kennen die Mutter. Wenn Sie sie sehen:
ecrasez l’infäme.“
Hilde empfand zwar die Wohltat teilnehmen-
der Menschen um sich, und sie wäre ohne das
letzte Erlebnis wohl auch ruhiger geworden.
So blieb die Wirkung aus; ging wenigstens
nicht in die Tiefe, und hielt selten länger als
bis zum Abend an. Sie schlief zwar besser;
aber Träume quälten sie und immer wieder
durchlebte sie die schwarze Messe mit allen
ihren Greueln. Schon wenn die Zofe das Licht
löschte, kämpfte sie gegen ihre Gedanken. Sie
wehrte sich noch im Traume, wenn die Com-
tesse und andere kamen, um sie zu holen.
Aber immer wieder wurde sie schwach und
folgte. Sie litt furchtbar unter diesen Men-
schen; versuchte während der Messe mit Auf-
bietung aller Kraft hinauszukommen. Aber
immer hielt sie eine Macht, die unabhängig
von ihrem Willen war. Die erste Nacht verlief
am schlimmsten. Sie erkannte in dem Prie-
ster, der die Messe zelebrierte, Hannes Hauser.
Die einst weichen und milden Züge seines
Gesichts hatten einen tierischen Ausdruck, Er
lästerte und tobte vor dem Altar, auf dem ein
nacktes Weib lag, in dem Hilde in rasender
Verzückung ihre Miß erkannte.
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