„Ich kann nicht!“ schrie Hilde jetzt ganz
Jaut. Ihre Stimme klang wie der Schrei eines
zu Tode gehetzten Wildes.
Die Comtesse erschrak. Obschon sie sah,
daß Hilde krank war, verletzte sie doch die
Art, in der man sie abwies.
„Hätten Sie alles befolgt, was ich Ihnen
sagte,“ rief sie ihr zu, „so würden Sie mir
heute auf Knien danken, statt mich zu ver-
wünschen. Ich kenne das! Sie haben das erste
verabsäumt. Sie wissen, was ich meine, — es
war das wichtigste.‘
„Von Ihnen stammen also . . .“
Hilde unterbrach ihn.
„Nein, die Comtesse hat nichts damit .zu
tun. Aber ich kann sie jetzt nicht sehen; bitte,
bitte, ich bin krank“, und sie krampfte nervös
die Hände zusammen und sah so verzweifelt
aus, daß die Comtesse sich leicht verbeugte
und aus dem Zimmer ging. Draußen sagte sie
der Zofe, der sie einen Louisdor in die Hand
drückte:
„Sagen Sie Madame, sobald der Arzt fort
ist, daß sie verabsäumt hat, das erste Fläschchen
zu nehmen ... vergessen Sie’s nicht, — aber
erst lassen Sie diesen scheußlichen Arzt fort
sein.“ Dann ging sie.
Auch der Arzt verabschiedete sich, riet Hilde
aufzustehen und ins Bois zu fahren. Gegen
Abend würde er wieder kommen.
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