sagen. Aber ich selbst bin schuld daran; ich
wollte es kennen lernen.“
Er verschrieb Pulver, verordnete tüchtige
Massage, Einreibungen in der Herzgegend und
meinte, wenn der Zustand bis morgen unver-
ändert bliebe, so müsse man den Magen aus-
pumpen. Er blieb die ganze Nacht hindurch
an Hildes Bett.
„Wie gut,“ sagte sie zu ihm, „daß mir das
nicht in Berlin passiert ist. Mein Hausarzt hätte
mich bestimmt auf Masern oder Influenza be-
handelt.“
In aller Frühe des nächsten Tages erschien
die Comtesse und verlangte leidenschaftlich,
Hilde zu sehen. Der Zofe fehlte die nötige Ge-
wandtheit, sie zurückzuhalten. So kam sie denn
aus dem Salon ins Schlafzimmer und stürzte;
ohne auf den Arzt, der in der Nähe des Fensters
stand, zu achten, an Hildes Bett.
Als Hilde sie sah, geriet sie in große Er-
regung, fuhr in die Höhe und streckte die Arme
nach dem Arzt hin aus, als suche sie Schutz
bei ihm.
„Ich kann nicht! Doktor! ich kann nicht!“
Die Comtesse stutzte; der Arzt ging auf sie
zu, verbeugte sich leicht und sagte:
„Sie sehen, Madame, ich darf es nicht dulden.
Alles regt sie auf und verschlimmert ihren Zu-
stand.“
„Wenn Sie mich zehn Minuten mit ihr allein
ließen, so ..
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